Waldbrände in der Ukraine :
Verkohlte Zeugen des Krieges

Lesezeit:
Förster Serhyj Tsapok löscht gemeinsam mit einem Feuerwehrmann einen Waldbrand.

Zwischen Minen und Blindgängern löschen ukrainische Waldarbeiter lodernde Feuer. Der Fotograf Thomas Peter hat sie während ihres gefährlichen Jobs begleitet.

Serhyj Tsapok begutachtet die schwelenden Überreste der Kiefern. Überall geschwärzte Stümpfe, die von einer verbrannten Nation zeugen. „Sie sind jetzt tot“, sagt der müde Förster über die Bäume, die er fast zwei Jahrzehnte lang gepflegt hatte.

Das Feuer, das er bekämpfte und das durch eine Explosion ausgelöst wurde, vernichtete nach Angaben der Behörden im Nationalpark Swjati Hory in der Ostukraine drei Hektar achtzigjähriger Kiefern. 80 Prozent des fast 12.000 Hektar großen Parks seien durch Brände oder Kampfmittel beschädigt oder zerstört worden.

Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu den Schäden, die der Krieg in der gesamten Landschaft der Ukraine angerichtet hat. Ein Großteil der 10 Millionen Hektar Wald wurde landesweit zerstört.

Die dichten Kiefernwälder in der Ostukraine fangen leicht Feuer. Die Bombardierungen können große Brände auslösen. Einige Wälder in der Nähe der Frontlinie werden so intensiv beschossen werden, dass sie zu einem Feld von Baumstümpfen werden.

Heute ist die Pflege der Wälder eine gefährliche Aufgabe. Landminen erschweren das Löschen der Brände, berichtet der Ökologe Oleh Lystopad. Nach Angaben des Umweltministeriums wurden landesweit rund 425.000 Hektar Wald mit Minen und Blindgängern verseucht. Eine Fläche, halb so groß wie Zypern.

Immer wieder erleiden Förster schwere Verletzungen. Nach Angaben des Umweltministeriums wurden 14 Waldarbeiter während des Kriegs durch Landminen, Sprengfallen und Granaten getötet.

In den Wäldern sei die Arbeit deutlich schwieriger als die Räumung offener Felder, weil die meisten Entminungsmaschinen nicht um Bäume herumfahren könnten, erklärt der Leiter einer Gruppe Minenräumer des ukrainischen Katastrophenschutzes. Seine Einheit räumte im Sommer methodisch einen Feldweg im Wald von Swjati Hory. An den schwierigsten Tagen seien sie nur knapp 5 Meter vorangekommen.

Nach offiziellen Schätzungen würde die Entminung des gesamten kontaminierten Gebiets, einschließlich der Wälder und anderer landwirtschaftlicher Flächen, 70 Jahre dauern. Ökologen sagen, dass der anschließende Prozess der Regeneration komplex sei und Jahrzehnte dauern könne und Investitionen in Milliardenhöhe erfordere.

Fachleute bezweifeln sogar, dass einzelne der stark verminten Waldgebiete jemals geräumt werden könnten. Sie verweisen auf Wälder, die nach früheren europäischen Kriegen zu Sperrgebieten erklärt werden mussten.

Förster Serhyj Tsapok weist die Mannschaft eines Löschfahrzeugs an.
Förster Serhyj Tsapok weist die Mannschaft eines Löschfahrzeugs an.Thomas Peter/Reuters
Verbrannte Bäume ragen in den Himmel.
Verbrannte Bäume ragen in den Himmel.Thomas Peter/Reuters
Ein Arbeiter trägt eine Schaufel, die er für das Graben einer Feuerschneise benutzt hat.
Ein Arbeiter trägt eine Schaufel, die er für das Graben einer Feuerschneise benutzt hat.Thomas Peter/Reuters
Ein Feuerwehrmann raucht am Steuer eines Löschfahrzeugs.
Ein Feuerwehrmann raucht am Steuer eines Löschfahrzeugs.Thomas Peter/Reuters
Nationalparkmitarbeiter Wolodymyr Sawtschenko verweist auf die Schäden schwerer Kämpfe in der Umgebung.
Nationalparkmitarbeiter Wolodymyr Sawtschenko verweist auf die Schäden schwerer Kämpfe in der Umgebung.Thomas Peter/Reuters
Ein Gefahrenschild warnt vor Minen in einem verbrannten Waldstück.
Ein Gefahrenschild warnt vor Minen in einem verbrannten Waldstück.Thomas Peter/Reuters
Leute sitzen neben verbrannten Bäumen am Ufer eines Sees.
Leute sitzen neben verbrannten Bäumen am Ufer eines Sees.Thomas Peter/Reuters
Eine Rakete steckt im Waldboden fest.
Eine Rakete steckt im Waldboden fest.Thomas Peter/Reuters
Ökologieexperte Oleh Lystopad gestikuliert, während er über die Zerstörung ukrainischer Wälder spricht.
Ökologieexperte Oleh Lystopad gestikuliert, während er über die Zerstörung ukrainischer Wälder spricht.Thomas Peter/Reuters
Ein Eichensetzling sprießt aus dem Waldboden.
Ein Eichensetzling sprießt aus dem Waldboden.Thomas Peter/Reuters
Empfehlungen
Stellenmarkt
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stellenmarkt
Mitglied der Gesamtgeschäftsführung (m/w/d)
St. Augustinus Gruppe über Rochus Mummert Healthcare Consulting GmbH
Zum Stellenmarkt
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stellenmarkt
Leiter Entwicklung (m/w/d)
über Dr. Maier + Partner GmbH Executive Search
Zum Stellenmarkt
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stellenmarkt
Zum Stellenmarkt
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stellenmarkt
Zum Stellenmarkt
Weitere Themen
Services
  翻译: