Verdreifachung in zehn Jahren :
Rekordzahl an Drogentoten in Nordirland

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Ein Schuss wird zubereitet.
In Nordirland sterben immer mehr Drogenkonsumenten – die Zahl ist fünfmal höher als der EU-Durchschnitt. Dabei werden neue Designerdrogen immer häufiger als Todesursache nachgewiesen.
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Die Zahl der Rauschgifttoten in Nordirland hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdreifacht und liegt jetzt fünfmal so hoch wie im Durchschnitt der Europäischen Union. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Universität Belfast.

Demnach beträgt die Rate von Todesfällen durch Überdosen und Missbrauch illegaler Drogen 11,5 Fälle je 100.000 Einwohner, während die Rate in der EU bei 1,8 Fällen liegt. Nordirland, das die EU als Teil Großbritanniens verlassen hat, zählt knapp 1,9 Millionen Einwohner. Die Zahl der Drogentoten betrug in den letzten Jahren stets mehr als 200 Fälle je Jahr.

Steigender Konsum von „neuen psychoaktiven Stoffen“

Die ausgewerteten Statistiken zeigen, dass Notfallsanitäter im Schnitt zu 2000 Einsätzen pro Quartal wegen des Konsums einer Überdosis illegaler Drogen ausrückten und dass in fast einem Viertel dieser Fälle die Opfer Kinder und Jugendliche im Alter von bis zu 19 Jahren waren. Die Autoren der Studie prophezeien, dass in den kommenden Jahren eine weiter steigende Zahl von Todesfällen auch in älteren Jahrgängen nahe.

Die häufigste auf den Totenscheinen vermerkte Abhängigkeit habe auf Opioide gelautet; die meisten Abhängigen hätten Heroin konsumiert. Viele Süchtige hätten auch Benzodiazepine konsumiert, sie seien bei der Hälfte aller Drogentoten diagnostiziert worden. Stark steigend sei die Tendenz zu „neuen psychoaktiven Stoffen“, also Designer-Drogen, die 2021 in 73 Todesfällen nachgewiesen worden seien.

Auf der Suche nach Gründen für die hohe Zahl von Rauschgift-Konsumenten und -Toten weisen soziologische Daten auf die späten psychischen Folgen des Nordirlandkonflikts, auf starke soziale Ungleichheiten, aber auch auf die Auswirkungen der Covid-Pandemie. Die Belfaster Studie gibt zahlreiche Empfehlungen für weitere Forschungen, etwa zur stark steigenden Verbreitung neuer synthetischer Drogen und zu besseren Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen. Solche Hinweise laufen aber ins Leere, da es wegen des Rückzugs der größten Unionisten-Partei DUP seit eineinhalb Jahren keine nordirische Regionalregierung und daher keinen Etat für neue Sozialprogramme mehr gibt.

Es sei zu befürchten, dass sich die Situation in Nordirland und im gesamten Vereinigten Königreich wie in den Vereinigten Staaten ent­wickele, wo immer mehr synthetische Rauschgifte importiert würden, um Heroin zu ersetzen. Der Ausfall des afghanischen Heroins, mit dem europäische Konsumenten fast vollständig beliefert wurden, habe bereits die Preise steigen und die Qualität des Stoffs fallen lassen. Stattdessen nehme die Verbreitung von Fentanyl und Nitazenen zu, die um ein Vielfaches stärker wirkten.

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