Legal Highs : „Räuchermischung“ kann töten
Ungefährlich ist auch der Konsum von natürlichen Cannabisprodukten wie Marihuana und Haschisch nicht, hebt Karsten Tögel-Lins hervor. Aber sehr viel gefährlicher sind nach Ansicht des Geschäftsführers des in der Jugendhilfe und Drogenberatung aktiven Vereins Basis die sogenannten Legal Highs, die etwa als „Räuchermischung“ oder „Badesalz“ verkauft werden, wie er am Dienstag in Offenbach beim Fachtag Cannabis sagte. Die Stadt Offenbach hatte dazu gemeinsam mit dem Suchthilfezentrum Wildhof eingeladen.
Die vor allem im Internet direkt oder über Messenger-Gruppen wie Telegram vertriebenen Substanzen enthalten laut Tögel-Lins synthetische Cannabinoide, die um ein Vielfaches höher dosiert und wirksamer seien als die Wirkstoffe in natürlichen Produkten aus der Hanfpflanze Cannabis. Die extreme Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System führe auch zu Todesfällen. Tögel-Lins verteidigte deshalb die limitierte Legalisierung des nicht medizinisch indizierten Cannabiskonsums. Es sei nicht mit viel mehr Konsumenten zu rechnen, aber das Risiko werde für sie berechenbar. Bei den immer neu auftauchenden Varianten der „Legal Highs“, bei denen unbekannt sei, welche Substanzen enthalten seien, könne man das Risiko gar nicht abschätzen.
Alkohol trotz Cannabinoiden gefährlichste Droge
Ähnlich gefährlich sind Tögel-Lins zufolge auch Cannabidiol-Liquids, die derzeit häufiger an Schulen im Rhein-Maingebiet auftauchen, oder auch das dem Namen nach scheinbar harmlose Lachgas, das tatsächlich Hirnschäden und Lähmungserscheinungen verursachen könne. Im Internet bietet der Verein Basis unter legal-high-inhaltsstoffe.de Beratung für Konsumenten, Eltern und Fachleute an. Dort finden sich auch genaue Informationen über die Inhaltsstoffe neu aufgetauchter Substanzen.
Wie die Offenbacher Gesundheitsdezernentin Sabine Groß (Die Grünen) plädiert auch Tögel-Lins dafür, unter dem organisatorischen Dach einer Modellregion den Vertrieb zu kontrollieren und zu evaluieren. Das allein Anbauvereinen zu überlassen, in denen sich Konsumenten zur nicht kommerziellen Nutzung zusammenschließen sollen, hält er für unzureichend. Ungeachtet des Gefahrenpotentials vor allem der synthetischen Cannabinoide ist für Tögel-Lins der Alkohol die gefährlichste Droge.
Die Ausbildung einer Sucht kann viele Ursachen haben, häufig begünstigten Traumata und seelische Verletzungen Suchtverhalten, erläuterte Suchttherapeut Lukas Storck. Gemeinsam mit Kim Schön bildet er den Wildhof-Vorstand. Das Wildhof-Team hat mit Drogen aller Art zu tun, von Cannabis und Crack bis zu Cristal Meth und den „Legal Highs“. Aber auch Storck warnt vor dem Alkohol. Denn auch die Einübung, nach Ärger oder Stress am Abend regelmäßig Alkohol zu konsumieren, um „herunterzukommen“, berge Suchtgefahren. Als Test empfiehlt Storck: zwei Wochen ganz darauf verzichten. Falle das sehr schwer, sei Vorsicht geboten. Im Internet ist das Wildhof-Beratungs- und Hilfeangebot unter www.shz-wildhof.de zu finden.