Prozess in Liverpool : Der Southport-Mörder bekennt sich schuldig
Ganz Großbritannien werde während des Prozesses gegen den Täter von Southport an der Seite der Opfer und ihrer Angehörigen sein, hat zum Auftakt der Gerichtsverhandlung am Montag die britische Innenministerin Yvette Cooper beteuert – und damit den Appell verbunden, für alle im Land sei es jetzt das Wichtigste, „sicherzustellen, dass das rechtsstaatliche Verfahren ungestört ablaufen kann“, dass ein fairer Prozess möglich sei und Gerechtigkeit geübt werde. Diese mahnenden Worte bezogen sich auf die Ausschreitungen im August in vielen englischen Städten nach der Bluttat von Southport.
Der Angeklagte, der damals noch 17 Jahre alte Axel Rudakubana, war am 29. Juli in Southport nördlich von Liverpool in einen Ferientanzkurs für Kinder gestürmt. Er erstach mit einem Messer drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren und verletzte acht weitere sowie die Tanzlehrerin und einen Angestellten. Die Anklage lautet auf dreifachen Mord und zehnfachen versuchten Mord sowie auf den Besitz „terroristischer Materialien“, Herstellung des biologischen Gifts Rizin und Besitz eines Messers.
Der Angeklagte bekennt sich in allen Punkten für „schuldig“
Rudakubana, der die Untersuchungshaft im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh verbrachte, hatte im Dezember bei der Präsentation der Anklage geschwiegen, was der Richter damals als Aussage für „nicht schuldig“ wertete. Zu Beginn der Hauptverhandlung am Montag änderte sein Anwalt diese Aussage und gab an, der Angeklagte bekenne sich in allen Anklagepunkten für „schuldig“.
Bei den erwähnten terroristischen Schriften handelt es sich nach Angaben der Anklagebehörde um ein „Al-Qaida-Trainingsprogramm“, das den „Dschihad gegen die Tyrannen“ verherrlicht. Die Polizei kam dessen ungeachtet in ihren Ermittlungen zur Tat zu dem Ergebnis, die Morde seien nicht als ein Terrorfall zu bewerten.
Anlass von Unruhen
Die Bluttat von Southport war im vergangenen Sommer in Großbritannien Anlass von Unruhen, nachdem Falschmeldungen auf den Mitteilungsdiensten von sozialen Medien in Umlauf gekommen waren, wonach der Täter ein illegaler Flüchtling oder ein abgelehnter muslimischer Asylbewerber sei. In Southport selbst und in anderen Städten gab es Angriffe auf Moscheen und Hotels und andere Unterkünfte von Asylbewerbern. Insgesamt registrierte die Polizei mehr als 1200 Verhaftungen; mehr als 200 der Verhafteten waren Kinder und Jugendliche. In mehr als der Hälfte waren Landfriedensbruch und die Störung öffentlicher Ordnung die Gründe. Es gab aber auch Anklagen wegen Brandstiftung und Plünderungen. Die meisten Verhaftungsfälle wurden im Großraum Manchester registriert, gefolgt von Liverpool und London.
Die Anwälte des Täters haben vor Beginn des Prozesses angegeben, er wolle sich nicht zur Sache äußern. Der mittlerweile 18 Jahre alte Rudakubana wurde als Kind von Flüchtlingen aus dem afrikanischen Ruanda in Cardiff geboren und wuchs dort sowie in der Nähe von Southport auf. Zu Beginn des Gerichtsverfahrens blieb der Angeklagte stumm. Er erhob sich weder zum Eintritt des Richters, noch antwortete er auf die Fragen nach seinen Personalien. Nachdem sein Anwalt angegeben hatte, sein Mandant akzeptiere alle Anklagepunkte, verkürzte der verhandelnde Richter Julian Goose die geplante Dauer der Hauptverhandlung, für die ursprünglich vier Wochen angesetzt worden waren.
Nun wird ein Urteil stattdessen schon am Donnerstag erwartet. Axel Rudakubanas Verteidiger deuteten an, sie wollten zuvor dem Richter und den Geschworenen Indizien zur mentalen Verfassung ihres Mandanten präsentieren. Die Frage, ob es sich dabei um frühere Sachverhalte aus der Jugendzeit des Angeklagten handele, bejahte die Verteidigung.