Rassistische Chats : Ex-Beamter von Scotland Yard festgenommen

Neue Nachrichten und Bilder aus einem internen Chat erschüttern die britische Polizei. Polizisten sollen rassistische Witze gemacht haben. Auch der Mörder von Sarah Everard war Chatteilnehmer.
Die britische Polizei wird von einem weiteren Bericht über rassistische Äußerungen von Beamten erschüttert. Neue Textnachrichten und Fotos, die aus einer internen Whatsapp-Gruppe an die Öffentlichkeit gespielt wurden, enthalten laut Sadiq Khan, dem Bürgermister von London, „widerwärtige“ Inhalte.
Memes, die von der „Daily Mail“ und der BBC eingesehen wurden, machten sich unter anderem über schwarze Londoner lustig, über den Tod eines Aktivisten von „Black Lives Matter“ und den Mord an dem Amerikaner George Floyd. Eine Fotomontage zeigte die britische Islamistin Shamima Begum in einer Scotland-Yard-Uniform mit Burka. Opfer rassistischen Spotts wurde auch Herzogin Meghan, die Frau des britischen Prinzen Harry.
Wegen der anhaltenden Skandale bei Scotland Yard hatte Khan gerade erst die Spitze neu besetzt. Die frühere Chefin Cressida Dick habe die Kultur in der Polizei zu lange „geleugnet“, sagte Khan nach dem Bekanntwerden der Bilder und Nachrichten. „Alle Beamten, die des Sexismus, Rassismus, der Schwulenfeindlichkeit oder der Belästigung schuldig sind, verdienen es nicht, die Uniform der Metropolitan Police zu tragen und müssen schnell aufgespürt werden.“ Der neue Polizeichef Mark Rowley versprach, „mitleidslos“ gegen Rassisten und Frauenfeinde vorzugehen. Scotland Yard sei bisher jenen Beamten „viel zu schwach entgegengetreten“, die die ehrliche und engagierte Mehrheit der Polizei ins schiefe Licht rückten.
Mit dem Grenzbeamten Rob L., einem Mitglied der Chat-Gruppe, ist inzwischen ein weiterer Beamter entlassen worden. L. hatte jahrelang als Polizist in London gearbeitet. Der Whatsapp-Gruppe hatte auch der Polizist Wayne Couzens angehört, der vor einem Jahr wegen des Vergewaltigungsmordes an der Londonerin Sarah Everard zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Nach dem Mord, der landesweit Aufmerksamkeit hervorgerufen hatte, hatten viele Polizisten die seit zwölf Jahren bestehende Chat-Gruppe verlassen.