Sänger Gil Ofarim :
„Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient“

Von Lena Spilger
Lesezeit: 2 Min.
Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim steht im Saal des Landgerichts in Leipzig im November 2023.
Sänger Gil Ofarim erhob 2021 Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel – später gestand er, gelogen zu haben. In einem neuen Video gibt er sich nun geläutert.
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Sein 2020 erschienenes Album heißt „Alles auf Hoffnung“, vier Jahre später scheint Gil Ofarim selbst auf dieses Motto zu setzen – und bittet seine Fans um eine zweite Chance. Seine erste Chance hatte er verspielt, als er im Oktober 2021 erfundene Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhob. Damals hatte er in einem Instagram-Video erklärt, aufgrund seiner Kette mit Davidstern-Anhänger habe man ihn beim Einchecken benachteiligt und beleidigt.

In einem Gerichtsprozess vor etwa einem Jahr gestand Ofarim, dass dieser Vorwurf eine Lüge war. Sein millionenfach geklicktes Video hatte da schon längst seinen Schaden angerichtet. Es hatte Demonstrationen losgetreten, das Hotel musste mit einer Flut an Stornierungen umgehen, der Manager sah sich seinen Angaben nach einer Morddrohung ausgesetzt. Als Strafe musste der Musiker 10.000 Euro an gemeinnützige Organisationen zahlen.

Nach langer Funkstille zeigt Ofarim nun Reue in einem neuen Instagram-Video, unterlegt mit dramatischem Schwarz-Weiß-Filter. Mit „25 Kilogramm weniger“ und „ohne einen Tropfen Alkohol“ sehe er nun klarer, sagt er, ohne konkret zu nennen, was er nun besser zu verstehen vermag. Er liest langsam vorgeschriebene Sätze vor, trägt eine Mütze und eine Brille und spricht unkonkret von Verantwortung. Nach „so was“ könne man nicht einfach schweigen. Er bereue „die Dinge“. Er wisse, dass er viele Menschen enttäuscht und verletzt habe. „Ich denke, alle wissen, wovon ich spreche.“

Dass die Nutzer wissen, wovon er spricht, zeigt die Kommentarspalte unter seinem Video. Wer unter den Tausenden Kommentaren nach verständnisvollen Reaktionen sucht, braucht lange. Viele werfen ihm Egoismus vor. In seiner angeblichen Entschuldigung spreche er nur darüber, wie es ihm selbst gehe und was er sich für seine eigene Zukunft wünsche – sein altes Leben zurück. Er solle sich nicht bei der Öffentlichkeit entschuldigen, sondern bei den durch seine Lüge Geschädigten. Die Nutzer vermissen eine Begründung für sein damaliges Verhalten und sehen in dem Ersuchen einer „zweiten Chance“ lediglich eine zweite Lüge.

Wie soll es für den Sänger weitergehen? Ofarim möchte keinen Neustart, sagt er in dem Video – es ist sein einziger Beitrag, die alten Beiträge sind nicht mehr zu finden. Seine Taten, die er nicht umschreibt, könne er nicht rückgängig machen. Nun versuche er, das Geschehene, also den inszenierten Antisemitismus-Skandal, durch Musik zu verarbeiten. Das sei das, was er könne. „Vielleicht auf hoffentlich bald“, sagt er zum Ende.

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