Peter Maffay über Deutschland : „Es ist ein großes Geschenk, hier leben zu dürfen“

Mehr als 50 Jahre nach seiner Auswanderung aus Rumänien fühlt sich Peter Maffay in Deutschland angekommen. Zugleich beklagt er Fremdenfeindlichkeit in seiner früheren Heimat: „Ein großer Teil der rumänischen Bevölkerung ist rassistisch bis zum Abwinken.“
Mehr als 50 Jahre nach seiner Auswanderung aus Rumänien empfindet der Rocksänger Peter Maffay Deutschland gegenüber Dankbarkeit. „Ich bin dieser Gesellschaft unheimlich dankbar, es ist ein großes Geschenk, hier leben zu dürfen“, sagte Maffay in einem Interview für das Buch „Soundtrack Deutschland - Wie Musik Made in Germany das Land prägt“ der F.A.Z.-Redakteure Martin Benninghoff und Oliver Georgi, das am Dienstag erschienen ist.
Auf die Frage, ob er sich als Deutscher fühle, sagte Maffay, der 1963 mit seinen Eltern aus Siebenbürgen nach Bayern auswanderte: „Ja, ich bin angekommen, bin gerne hier, mein Lebensmittelpunkt ist Deutschland, auch wenn ich Kosmopolit bleibe.“ Trotzdem seien seine Wurzeln woanders, „die sind damals nicht gekappt worden“. Die Tatsache, dass er eine solche Reise hinter sich habe, empfinde er jedoch als „glücklichen Umstand in meinem Leben“, sagte Maffay. „Meine ,Andersartigkeit‘ hat mir in vielerlei Hinsicht auch eine andere Sichtweise auf Deutschland ermöglicht.“
In dem Interview beklagt Maffay auch eine massive Fremdenfeindlichkeit in seiner früheren Heimat. „In unserem Dorf Radeln in Rumänien leben siebzig Prozent Sinti und Roma. Ein großer Teil der rumänischen Bevölkerung ist rassistisch bis zum Abwinken“, sagte er. Auch in Deutschland habe sich die Art, andere zu beurteilen, in den vergangenen Jahrzehnten verändert. „Die Anonymität wird aufgegeben. Ich bring dich um, ich schneide dir die Kehle durch, ich vergewaltige dich. Ihr Juden gehört vergast! Solche Sachen kann man jeden Tag im Netz lesen“, sagte Maffay.
„Die Summe aller ahndungswürdigen Fälle von Hetze und Gewalt hat dermaßen zugenommen, dass wir nicht mehr in der Lage sind, entsprechend darauf zu reagieren“, so der Sänger. „Es gibt so viele dieser Fälle, und es sind zu viele geworden, um sie alle noch einzufangen. Und irgendwann landet dieses Verhalten in der Mitte der Gesellschaft.“ Das gelte nicht nur in Deutschland, sondern in vielen europäischen Ländern.