Drogenbaron : Ermittlungen gegen die Familie Pablo Escobars
Die argentinische Justiz wirft der Witwe und dem Sohn des früheren kolumbianischen Kartellchefs Pablo Escobar vor, Drogengelder gewaschen zu haben. Die zuständige staatliche Aufsichtsbehörde in Buenos Aires beantragte formelle Ermittlungen gegen María Isabel Santos Caballero und ihren Sohn Sebastián Marroquín. Wie die Zeitung „La Nación“ berichtet, werden die beiden verdächtigt, bei dubiosen Immobiliengeschäften in Millionenhöhe zwischen einem kolumbianischen Rauschgifthändler und einem argentinischem Geschäftsmann als Mittelspersonen agiert zu haben. Das gehe aus einem Vertrag hervor, der bei einem wegen Geldwäsche angeklagten Immobilienmakler gefunden worden sei. Zudem gebe es Hinweise, dass ein Teil des so nach Argentinien transferierten Geldes der Familie Escobars selbst gehöre.
Die Witwe und ihre beiden Kinder leben seit 1994 in Argentinien. Sie waren aus Kolumbien geflohen, nachdem Pablo Escobar, der lange als mächtigster Rauschgiftboss Lateinamerikas galt, in Medellín von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei erschossen worden war. Sie änderten ihre Namen – aus der Mutter Victoria Henao Vallejos wurde María Isabel Santos Caballero, aus ihrem Juan Pablo Escobar wurde Sebastián Marroquín.
Die beiden Kinder studierten in Buenos Aires, Marroquín begann als Architektur-Dozent an der Universität zu arbeiten. Nach fünf Jahren aber wurden sie von ihrem alten Leben eingeholt – auch damals schon wegen des Vorwurfs der Geldwäsche. Marroquín und seine Mutter wurden verhaftet und angeklagt, in letzter Instanz aber schließlich freigesprochen.
„Das war eine große Show“, sagte Marroquín in einem Interview im vergangenen Jahr mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Ich gab damals gerade Unterricht. Plötzlich kam die Polizei, gefolgt von Fernsehkameras, und legte mir Handschellen an. Der wirkliche Vorwurf war doch, dass wir Sohn und Witwe von Pablo Escobar waren.“ Vom immensen Reichtum seines Vaters, behauptete Marroquín, sei der Familie nichts geblieben. Um am Leben zu bleiben, hätten sie vor ihrer Flucht aus Kolumbien alles den Feinden Escobars vom Cali-Kartell überlassen müssen – Geld, Kunstwerke, Immobilien, Grundstücke, Luxusautos. „Ihre Botschaft war klar: Wenn ihr eine einzige Münze versteckt, bringen wir euch um“, sagte Marroquín. In Buenos Aires hätten sie deshalb plötzlich vor dem Nichts gestanden. „Das war hart. Wir waren ja absoluten Reichtum gewohnt.“
Die argentinischen Ermittler ziehen das nun in Zweifel – schließlich zeige der von Mutter und Sohn unterschriebene Vertrag, dass sie weiterhin Kontakt zu ehemaligen Mitgliedern des Medellín-Kartells von Pablo Escobar gehabt hätten. Sebastián Marroquín äußerte sich auf Anfrage nicht zu den neuen Vorwürfen.