Russische Schattenflotte :
Manövrierunfähiger Öltanker bis vor Sassnitz geschleppt

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Der Öltanker Eventin in der Ostsee
Der in der Ostsee havarierte Tanker „Eventin“ wird vor Sassnitz von Schleppern in Position gehalten. Das mit rund 99.000 Tonnen Öl beladene Schiff gehört offenbar zu der Schattenflotte, mit der Russland Sanktionen umgeht.
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Nach stundenlanger Schleppfahrt ist der in der Ostsee nördlich von Rügen havarierte Tanker „Eventin“ am frühen Sonntagmorgen vor dem Stadthafen von Sassnitz angekommen. Auf einer Reede rund fünf Kilometer vor der Küste werde das manövrierunfähige Schiff von zwei Schleppern in Position gehalten, sagte ein Sprecher des Havariekommandos. Der mit rund 99.000 Tonnen Öl beladene Tanker soll so lange dort bleiben, bis über das weitere Vorgehen entschieden ist.

Eine Reede ist ein Ankerplatz zum Beispiel vor Häfen, wo Schiffe warten können. Bisher ist unklar, wann und wo der 274 Meter lange Tanker mit 24 Besatzungsmitgliedern an Bord repariert werden soll. Er hatte in der Nacht zum Freitag einen Totalausfall der Systeme, einen sogenannten Blackout, erlitten. Stundenlang trieb das Schiff führerlos auf der Ostsee.

Rettungsteams gelang es am Freitagnachmittag, auf hoher See Schleppverbindungen zur „Eventin“ herzustellen. Das Schiff sei dicht, für die Umwelt bestehe keine Gefahr, hatte eine Sprecherin des Havariekommandos gesagt. 

Zieländerung während des Abschleppens

Mehrere Schlepper zogen die „Eventin“ seit dem frühen Samstagmorgen zunächst in Richtung eines Seegebiets nordöstlich von Rügen. Im Laufe des Tages wurde der Plan geändert und das neue Ziel hieß Reede des Stadthafens von Sassnitz. In der Nähe des ursprünglichen Zielorts gibt es zahlreiche Windkraftanlagen im Meer.

Russland umgeht das Öl-Embargo

Der Tanker steht auf einer Liste 192 maroder Schiffe, mit denen Russland zur Umgehung von Sanktionen nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace Öl transportiert.

Eine Evakuierung der 24-köpfigen Besatzung ist nach den bisherigen Angaben nicht notwendig. Neben dem Notschlepper sind ein Mehrzweckschiff der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes sowie ein Einsatzschiff der Bundespolizei beim havarierten Tanker.

Russland umgeht mit unter fremder Flagge fahrenden Tankern das als Folge seines Angriffs auf die Ukraine verhängte Öl-Embargo. Es handelt sich bei den Schiffen um alte und oft unversicherte Tanker. Im Dezember hatte die Europäische Union rund 50 Schiffe der Schattenflotte auf die Sanktionsliste gesetzt.

Baerbock: „Ruchloser Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern“

Das Havariekommando ist für Unfälle auf der Nordsee und der Ostsee zuständig. Es wurde 2003 vom Bund sowie den Küstenländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Hamburg und Niedersachsen gegründet.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warf Russland am Freitag vor, mit dem Einsatz von maroden Öltankern die europäische Sicherheit zu gefährden. Mit dem „ruchlosen Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern“ umgehe Russlands Präsident Wladimir Putin nicht nur Sanktionen wegen des Angriffskriegs in der Ukraine, sondern nehme auch „billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt", kritisierte Baerbock.

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