Gericht prüft Psyche des Mannes : Prozess nach Alsfelder Bränden beginnt

Ein 62 Jahre alter Mann soll im Januar im mittelhessischen Alsfeld sein Haus angesteckt und ein brennendes Auto über den Marktplatz gelenkt haben. Nun hat der Prozess gegen ihn begonnen.
Ein Mehrfamilienhaus geht in Flammen auf, wenig später kracht ein brennendes Auto in die Fassade eines Geschäftes: Vier Monate nach den brandgefährlichen Vorfällen in Alsfeld muss sich seit Freitag ein 62 Jahre alter Mann vor dem Landgericht Gießen verantworten. Ihm werden versuchter Mord und Brandstiftung vorgeworfen. Bei dem Prozess geht es vor allem um die Frage, ob der Mann auf Dauer in die Psychiatrie muss.
Denn zur Tatzeit im Januar soll er unter Wahnvorstellungen gelitten haben und daher schuldunfähig sein. Zu Beginn der Verhandlung am Freitag befragten die Richter den Mann unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der Verteidiger hatte das mit Blick auf die Erkrankung seines Mandanten beantragt. Das genaue Motiv blieb daher zunächst weiter unklar.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Zweiundsechzigjährigen vor, in seiner Wohnung und im Keller des Mietshauses Benzin ausgeschüttet und angezündet zu haben. Der Mann wusste demnach, dass seine 91 Jahre alte Nachbarin zu Hause war. Er habe daher deren Tod „zumindest billigend in Kauf genommen“. Das Haus wurde bei dem Brand zerstört.
Dann soll der Mann mit seinem Wagen auf den Alsfelder Marktplatz gefahren sein. Laut den Vorwürfen schüttete er auch im Auto Benzin aus. Er zündete es an, außerdem eine elf Kilo schwere Gasflasche - und steuerte „mit erheblicher Geschwindigkeit“ auf das Kaffeegeschäft zu. Ein Passant musste sich mit einem Sprung zur Seite retten. Die Fahrt bremste unter anderem ein Schirmständer ab, so dass der Wagen nicht durch die Ladenfront brach.
Insgesamt wurden an dem Tag, dem 16. Januar 2014, vier Menschen verletzt, darunter der 62 Jahre alte Angeklagte. Neben dem Passanten, der mit knapper Not dem brennenden Auto vor dem Kaffeegeschäft entkam, trugen auch die 91 Jahre alte Nachbarin und ein weiterer Nachbar leichte Verletzungen davon. Zahlreiche Häuser in der Nachbarschaft mussten wegen des dichten Qualms evakuiert werden. Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt.