Forscher aus Gießen : Corona-Origami als Angriffspunkt für Therapien

Wenn das Coronavirus in Zellen eindringt, faltet sich sein Erbgut auf. Neue Medikamente könnten darauf abzielen, diesen Prozess zu stören, schlagen Forscher aus Gießen und Cambridge vor.
Wie ein Origami-Papier faltet sich das Erbgut des neuen Coronavirus, wenn der Erreger eine Zelle infiziert. Der RNA-Strang, auf dem die Informationen für die Virusproteine gespeichert sind, besteht aus rund 30.000 Bausteinen - damit das Virus sich effizient vermehren kann, müssen auch Gene zusammenwirken, die weit voneinander entfernt liegen. Das wird möglich, indem die RNA eine bestimmte dreidimensionale Struktur annimmt.
Wie diese aussieht, haben jetzt Forscher der Universitäten Cambridge und Gießen herausgefunden. Sie erstellten eine Karte aller 3D-Formen, die das Virusgenom in einer Wirtszelle annimmt. Der RNA-Strang faltet sich zum Teil über extrem weite Distanzen auf, und sehr lange Abschnitte des Genoms treten dabei in Wechselwirkung miteinander.
Gelänge es, diesen Prozess zu stören, würde der Lebenszyklus des Virus blockiert und seine Vermehrung gestoppt, vermutet der Gießener Virologe Friedemann Weber. Er und seine Kollegen haben die Strukturdaten auf einer frei zugänglichen, interaktiven Website zusammengestellt. Anderen Wissenschaftlern soll es so ermöglicht werden, die Erkenntnisse für die Entwicklung von neuen Medikamenten zu nutzen.