Baerbock-Kritik an Kuss-Eklat :
„Das ist einfach unvorstellbar“

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Bezieht Stellung zur Kuss-Affäre bei der WM-Siegerehrung: Annalena Baerbock
Die deutsche Außenministerin äußert sich zur Affäre um den spanischen Fußball-Verbandspräsidenten Luis Rubiales mit deutlichen Worten – auch in Richtung derer, die das Thema relativieren wollen.
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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat den suspendierten spanischen Fußball-Verbandspräsidenten Luis Rubiales für dessen übergriffiges Verhalten nach dem WM-Finale deutlich kritisiert. „Man muss sich nur mal vorstellen, Angela Merkel hätte 2014 Philipp Lahm so geküsst. Da wäre die Hölle los gewesen bzw. das ist einfach unvorstellbar und sagt damit alles“, sagte Baerbock am Sonntag am Rande des Spiels von Turbine Potsdam gegen den FC Carl Zeiss Jena (0:1). „Auch über diejenigen, die das jetzt als irgendwie normal hinstellen wollen.“

Dass die Disziplinarkommission des Weltverbands FIFA Rubiales am Samstag für zunächst 90 Tage gesperrt hatte, sei „mehr als richtig“, sagte die Grünen-Politikerin. 2014 hatte die deutsche Männer-Auswahl in Brasilien den WM-Titel gewonnen und war auch von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel bejubelt worden.

Baerbock nimmt DFB in die Pflicht

Der 46 Jahre alte Rubiales hatte die Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem WM-Finale am 20. August in Sydney auf den Mund geküsst und damit große Empörung und Kritik ausgelöst. Nach der Suspendierung durch die FIFA berät auch die spanische Sportgerichtsbarkeit an diesem Montag über den Fall. Rubiales hatte einen Rücktritt am Freitag ausgeschlossen. Unter anderem Karl-Heinz Rummenigge, Aufsichtsratsmitglied beim FC Bayern München, hatte die Handlungen von Rubiales heruntergespielt und dazu gesagt: „Wenn man Weltmeister wird, ist man emotional. Und was er da gemacht hat, ist – sorry, mit Verlaub – absolut okay.“

Die deutschen Nationalspielerinnen veröffentlichten einen Offenen Brief, in dem sie sich mit Spaniens Jennifer Hermoso solidarisieren.
Die deutschen Nationalspielerinnen veröffentlichten einen Offenen Brief, in dem sie sich mit Spaniens Jennifer Hermoso solidarisieren.instagram.com/alex.popp11

Die WM der Frauen in Australien und Neuseeland hob Baerbock unterdessen als „exzellent ausgerichtetes Turnier“ hervor und nahm nun den Deutschen Fußball-Bund in die Pflicht. „Fußball ist ein großes Thema mit Signalwirkung für viele Menschen in Deutschland. Insgesamt gibt es eine positive Entwicklung im Frauenfußball, aber in kleinen Schritten, und auch der DFB hat bei der Frauenförderung noch ein bisschen was nachzuholen“, sagte die 42-Jährige.

Die Endrunde habe gezeigt, „welchen Unterschied es machen kann, wenn nationale Fußballverbände ganz gezielt und stark in den Frauenfußball investieren“. Den WM-Titel hatten die Spanierinnen durch ein 1:0 im Endspiel am 20. August gegen England gewonnen. Das deutsche Nationalteam war in der Vorrunde ausgeschieden.

„Das von Australien und Neuseeland so exzellent ausgerichtete Turnier war eine Inspiration auch für viele Mädchen und Frauen hier in Deutschland. Es war natürlich auch traurig für unsere Mannschaft, dass sie so früh ausgeschieden sind“, sagte Baerbock. „Aber auch bittere Niederlagen gehören im Leistungssport dazu.“

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