Handball : Weltmeister mit Nachholbedarf

Titelverteidiger Deutschland ist mit zwei Siegen gegen Griechenland in die Vorbereitung auf die Handball-WM in Kroatien gestartet. Halbfinal-Chancen wies Bundestrainer Brand von sich. „Solche Einschätzung zum jetzigen Zeitpunkt ist unseriös.“
Der Jahresauftakt ist mit zwei Siegen gelungen, doch von WM-Reife sind die deutschen Handballer knapp zwei Wochen vor Turnierbeginn noch weit entfernt. Mit Rückkehrer Pascal Hens gewann der neu formierte Weltmeister am Sonntag in Kassel mit 27:22 (16:11) auch den zweiten Test binnen 24 Stunden gegen Griechenland. Am Vortag hatte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Minden einen 31:28-Arbeitssieg gegen den Olympia-Sechsten von 2004 gefeiert. „Das nehmen wir als Motivation mit“, sagte Kapitän Holger Glandorf.
Vor 4300 Zuschauern in der ausverkauften Rothenberg-Halle warf der Magdeburger Christian Sprenger (6/3) die meisten Tore für den Gastgeber, der sich am Anfang nicht vom schnellen 1:3-Rückstand (3.) irritieren ließ. Bis zur Pause setzte sich der Weltmeister dank einer konzentrierten Leistung auf 16:11 ab und baute den Vorsprung auf 25:16 (48.) aus.
Halbfinal-Chancen bei der WM, wie sie die Manager der Bundesligisten prognostiziert hatten, wies Bundestrainer Heiner Brand von sich. „Solche Einschätzung zum jetzigen Zeitpunkt ist unseriös“, stellte der Gummersbacher klar. Nach nur einer Trainingseinheit fehlt es an spielerischer Abstimmung, körperlicher Spritzigkeit und mentaler Frische. „Wer so eine hohe Fehlerzahl hat und sich so wenig bewegt, kann nicht mit meiner Zufriedenheit rechnen“, kritisierte der Bundestrainer seine Spieler nach dem ersten Spiel.

Auch kann er nicht wie gewünscht seine Lieblingsformation in der knapp bemessenen Vorbereitungszeit einspielen und war zu zahlreichen Experimenten gezwungen. Spielmacher Michael Kraus, Abwehrchef Oliver Roggisch, Kreisläufer Jens Tiedtke und Linksaußen Torsten Jansen mussten pausieren.
Immerhin meldete sich am Sonntag Rückraumspieler Pascal Hens mehr als vier Monate nach seiner Schienbeinkopffraktur wieder im Auswahl-Dress mit drei Toren zurück. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man schmerzfrei ins Spiel gehen kann. Ich hoffe, dass meine Leidenszeit jetzt vorbei ist. Das war der erste Schritt in die richtige Richtung. Ich werde aber noch nicht jedes Training zu 100 Prozent mitmachen können“, sagte der 2,03-Meter-Mann.
„Wir haben genauso viele Trainingseinheiten wie Spiele. Da müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren“, erklärte der Bundestrainer. Am Mittwoch (20.00 Uhr) bestreitet die DHB-Auswahl in Stuttgart beim Abschiedsspiel für den ehemaligen Kapitän Markus Baur den letzten Test in Deutschland. Von Freitag bis Sonntag steht dann im spanischen Algeciras das Vier-Nationen-Turnier gegen Portugal, Argentinien und Ex-Weltmeister Spanien auf dem Programm, ehe das Team am 14. Januar nach Kroatien reist.