Doping und Olympia-Prämien :
Zeit für Hirne und Egos

Anno Hecker
Ein Kommentar von Anno Hecker
Lesezeit: 2 Min.
Die wertvollste Trophäe bei Olympischen Spielen: die Goldmedaille
Was geschähe, wenn Olympiasiegern, Einzelathleten wohlgemerkt, höhere Prämien bezahlt würden? Eine Million etwa, netto. Manche verließen sich wahrscheinlich auf Ratten, so wie ein neuseeländischer Rugbyprofi.

Ein Touch für Anti-Doping-Kämpfer. Nein, nicht für die in China und noch lange nicht für jene, die um Verständnis für die Komplexität im Fall des Tennisprofis Sinner betteln. Wir verneigen uns kurz vor Neuseeländern, die es gewagt haben, ihrer heiligen Kuh ans Fell zu gehen: Doping im Rugby. Im Ritter-Sport. Sie wissen schon. Immer würdevoll, die großen Jungs, kein lautes, geschweige denn böses Wort zum Schiedsrichter.

Neulich noch in Paris bei der 7er-Version: nichts zu hören. Vielleicht lag es auch am Pfeifkonzert französischer Fans für die Gegner. Wer beim Rugby schon mal genauer hinhörte, hinschaute, der vernahm bei der WM 2023 Trashtalk und massive Handgreiflichkeiten. Etwa wie ein Koloss den anderen wütend über die Bande warf, bevor er hinterherplumpste. Statt Edelmut tropft Testosteron aus den Poren. Oder BPC-157.

Kennen Sie nicht? Kein Wunder. Kennen bislang nur Ratten, weil sie, arme Schweine, Versuchstiere sind. Das Ergebnis: BPC-157 soll die Regeneration der Muskeln beschleunigen. Versuche am Menschen? Nicht doch. Aber Rugbyprofi Archie Schluter ließ sich drei Fläschchen schicken: zwei Jahre Sperre. Zeit, das Hirn zu durchbluten.

Auf der Suche nach einem Optimierungsmittel

Was diese Attacke mit dem in Versorgungsfragen teils gedankenfreien Rugby-Spieler Archie Schluter zu tun hat? Gemach. Zunächst gilt es, den Hut zu ziehen, vor einer Drogeriemarktkette, die das Medaillen-Thema der Deutschen erfasst hat. Clever. Allen zukünftigen Olympiasiegern will sie 20.000 Euro etwa für Gold stiften. Und dasselbe jeweils obendrauf, wenn es für zwei, drei, vier Siege reicht.

Da hört man schon das Rattern im Oberstübchen von Eltern: Kind, Schwimmer musste werden in allen Lagen, plus Staffel! So eine Art Michael Phelps. Allein achtmal Gold in Peking. Nur eines lohnt sich nicht: Mannschaftssport. Da gäbe es 100.000 Euro pauschal, für alle, grob gerechnet 5000 pro Teammitglied.

Ja, der kluge Gedanke, Sportlern mehr Anerkennung zu verleihen, wird mit der Vergoldung des Solistentums im gleichen Atemzug vernichtet. Das gilt auch für die Forderung der famosen Kristina Vogel: Eine Million netto für einen Olympiasieg! Das ist er wert, ein unbezahlbares Erlebnis. Aber was würden Athleten alles tun für eine siebenstellige Summe? Manche verließen sich wahrscheinlich auf Ratten, wie Archie Schluter auf der Suche nach einem Optimierungsmittel.

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