Eichlers Wochenschau : Ranieris gute Esser

Wer verdient den Hut, wer das Florett? Claudio Ranieris hungrige Männer aus Leicester haben die Favoriten auf Erfolgsdiät gesetzt und wurden Meister. Das schmeckt Louis van Gaal gar nicht.

Solche Ängste hatten auch die Kicker von Leicester City, als vor einem Jahr der Neue kam. Ob er ihnen die rituelle Schlemmerei am Vorabend des Spiels streichen würde? Den klebrigen Apfel-Crumble mit Vanillesoße? Claudio Ranieri runzelte nur die Stirn und ließ es zu. Manchmal, gestand er, „macht es mir fast Angst, wie viel sie essen. Ich habe noch nie so hungrige Spieler gesehen.“ Aber, so der weise Römer: „Wenn sie so viel rennen, können sie essen, was sie wollen.“ Für den ersten Zu-null-Sieg lud er sie in eine Pizzeria ein. Für den Gewinn des Meistertitels nun zum besten Italiener am Ort. Ranieris hungrige Männer haben die Favoriten auf Erfolgsdiät gesetzt und die größte Sensation des modernen Fußballs geschafft. Anders gesagt: gute Esser.

Dagegen versuchte der Trainerkollege von Manchester United die Leistung des Sensationsmeisters kleiner zu reden. „Für einen Klub wie Leicester ist es viel einfacher, Spieler zu kaufen“, lästerte Louis van Gaal, der in zwei Jahren mehr als 300 Millionen Euro für Spieler ausgab, mehr als Leicester in den 132 Jahren. „Der Druck bei den Transfers ist weniger groß, der Druck auf die Spieler ist weniger groß.“ Wäre van Gaal so offen und konsequent, wie er es gegenüber anderen auch bei Bayern München stets war, als er jedem knallhart vorhielt, was er falsch machte oder nicht konnte - dann müsste er sich im Spiegel selbst ins Gesicht sagen: Es ist nicht der böse Druck des vielen Geldes, der den Rekordmeister faden Fußball spielen und auf Platz fünf herumschlingern lässt. Es ist vielmehr seine eigene Leistung, die schlechteste seiner Laufbahn. Und vielleicht die letzte.