Schwimm-WM in Barcelona : Quallen und offene Wunden
Es war sein erstes Rennen über 25 Kilometer, und als es endlich vorbei war, da wusste Thomas Lurz „todsicher“, dass es auch sein letztes Rennen über 25 Kilometer war. Und das, obwohl der Freiwasserschwimmer aus Würzburg bei seiner Premiere auf der Marathon-Distanz mit einer enormen Energieleistung im Endspurt die Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften in Barcelona gewann. Es war sein zwölfter WM-Titel und seine vierte Medaille beim vierten Start im Hafen von Barcelona - „besser“, sagte Lurz, „hätte es für mich nicht laufen können“.
Es war nicht nur eine Energie-, es war auch eine Willensleistung. Lurz hatte sich bei den Rennen zuvor an mehreren Stellen unter dem Anzug aufgescheuert, die offenen Wunden wurden vor dem letzten Freiwasser-Rennen der WM mit Tape abgeklebt. Zu allem Überfluss „habe ich auch noch eine Qualle abbekommen“, sagte Lurz, doch wie es seine Art ist, biss er auf die Zähne, kämpfte sich durch und hielt sich dabei streng an seine Taktik: „so lange wie möglich mitschwimmen“.
Ein Ständchen zum Geburtstag
Als 25-Kilometer-Neuling wollte er auf keinen Fall ein Risiko eingehen, und das funktionierte prächtig: Fast auf einer Linie aufgereiht sprintete die Spitze des Felds am Ende auf den Zielbalken zu, und Lurz erreichte ihn als Erster, nach 4:47:27,0 Stunden, vier Zehntelsekunden vor dem Belgier Brian Ryckeman. Sein zweites WM-Gold in Barcelona, nach dem Teamwettbewerb. „Ich kann es teilweise gar nicht mehr nachvollziehen“, sagte Bundestrainer und Bruder Stefan Lurz, „wo er die Kräfte hernimmt, wie er sich immer wieder zerreißen kann.“
Bei den Frauen fiel die Entscheidung über die 25 Kilometer noch knapper aus. Eine halbe Minute lang dachte die Mainzerin Angela Maurer dabei, sie sei Weltmeisterin - weil sie ganz oben auf der Anzeigetafel stand. Dann aber wurde die Rangfolge korrigiert, eine Zehntelsekunde trennte sie nach 5:07:19,8 Stunden schließlich von der italienischen Goldmedaillengewinnerin Martina Grimaldi. „Das ärgert mich natürlich schon“, sagte Angela Maurer.
Immerhin gab es danach vom Team inklusive Verbands-Präsidentin Christa Thiel ein Ständchen zu ihrem 38. Geburtstag. Und mit ihrer Medaillenausbeute in Barcelona war sie nach Bronze über 10 Kilometer sowieso „super glücklich. Das ist das gleiche Ergebnis wie vor zehn Jahren“ - bei der WM 2003 in Barcelona. Das deutsche Freiwasser-Team übertraf mit sechs Medaillen damit die Erwartungen bei weitem.