Teure Sneaker ohne Fair Trade? : Dann doch lieber Pumps von Louis Vuitton
Der schönste Laden in unserer ziemlich heruntergekommenen Stadt – ihr Zustand entspricht ziemlich genau dem Aufenthaltsort ihres Fußballvereins in der Bundesligatabelle – ist nicht der Juwelier, sondern der Sneakershop. Dort sieht es aus wie beim Juwelier. Nur ohne Juwelen. Sondern mit Sportschuhen.
Die Präsentation! Da ist der Juwelier nix dagegen, selbst Prada und Louis Vuitton könnten sich einen Schnürsenkel davon abschneiden. Auch preislich müssen die Edel-Schneider- und -Schuster aufpassen, dass ihnen unser Sneakerladen samt Onlineshop nicht den Rang abläuft.
Louis Vuitton hat in seiner aktuellen Frühjahrskollektion ja den LV Knot Pumps im Angebot für vergleichsweise schlappe 1100 Euro. Dafür gibt es Pumps aus Kalbs- sowie Lammleder inklusive handgearbeiteter neuneinhalb Zentimeter hoher Absätze.
Preislich hat unser Sneakershop allerdings auch einiges zu bieten. Der Adidas Y-3 Prime X 2 Strung zum Beispiel kostet 399 Euro. High-Fashion trifft Sportswear heißt es im Produktblatt, progressive Fashion-Vision mit einzigartiger Eleganz trifft prägnante Schnittführung. Da muss man aber schon genau hinschauen. Sieht eher aus wie ein Gipsfuß, zusammengeschustert aus Conti-Gummi und nicht näher genanntem Textil.
Im Alltag ist heutzutage ja vieles möglich
Dann vielleicht doch lieber den Roa Katharina zu 389 Euro. Erfunden von Vitale Bramani, wie wir erfahren, dem Urvater der Vibram-Gummisohle, das ganze sieht in angesagtem Olive Black aus, wie ein Wanderschuh halt ausschaut. Dann kommt noch der Marni Fusset Sabbat Royal für 695 Euro in Betracht. Ein Schuh, der zeitlose Ästhetik verspricht, ist eine Art Mokassin bestehend aus Rindsleder, knallblau gefärbtem Kalbshaar und Gummi, ohne Gummi geht es nicht. Erinnert mich entfernt an die Hausschuhe meines Großvaters, Gott hab ihn selig.
Einen hätte ich noch. Irgendeinen von On, dem Schweizer Sportschuster, den Cloudboom Echo 3 White/Flame zum Beispiel für 299 Euro ein echtes Schnäppchen aus Gummi und Textil, dringend empfohlen vom On-Miteigentümer Roger Federer, dem ehemaligen Tennisgott. Blöd nur, dass das Schweizer Magazin „K Tipp“ kürzlich veröffentlicht hat, was On für die Produktion eines Paars seiner In-Schuhe in Vietnam bezahlt, keine zehn Prozent des Verkaufspreises. Das kam nicht wirklich gut an, und so kann es sein, dass man mit einem On am Fuß nicht so gut rüber kommt in Fair-Trade-Kreisen.
Wenn ich mir die ganzen Gummitreter mit oder ohne Kalbshaar so anschaue, dann würde ich nach reiflicher Überlegung doch eher zu den Vuitton-Pumps tendieren, obwohl ich nicht ganz sicher bin, dass ich sie tragen kann im Alltag. Aber da ist heutzutage ja vieles möglich.