Race across America :
„Das Rennen ist sehr selektiv“

Von Alex Westhoff
Lesezeit: 2 Min.
Muss das Rennen abbrechen: Solofahrer Martin Neitzke
Solofahrer Martin Neitzke kommt mit der Höhenluft der Rocky Mountains nicht zurecht und muss das Projekt aufgeben, mit dem Rad von Küste zu Küste zu fahren.
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Wo erreichen wir Sie gerade?

Wir haben Kansas durchquert und cruisen durch Missouri. Leider sitze ich im Camper und nicht auf dem Rad. So schaue ich meiner Crew zu, die sich im Sattel abwechselt auf unserem Weg gen Ostküste. Wir fahren nunmehr unser persönliches Race across America.

Warum mussten Sie das Unterfangen abbrechen, Amerika von West nach Ost als Solofahrer innerhalb von zehn Tagen zu durchfahren?

Erst war es nur so ein Gefühl von Kälte auf der Brust, dann habe ich immer schlechter Luft bekommen und hatte röchelnde Atemgeräusche. Das hat sich in der Höhenluft vor den Rocky Mountains, wo es innerhalb von 250 Kilometern über 4000 Höhenmeter zu bewältigen galt, weiter verstärkt. Ich habe 30 Prozent weniger Kraft auf die Pedale bekommen. Ich habe das erst auf die Ermüdung geschoben – aber dann kam die Erkenntnis, dass mehr dahintersteckt.

Was genau war es?

Ich habe mich noch über einen Anstieg in 2500 Meter Höhe rübergedrückt, aber mich dann beim nächsten Crew-Wechsel – alle acht Stunden haben sich die Besatzungen des Begleitfahrzeugs abgewechselt – entschieden, anzuhalten. Ich hatte fast 39 Grad Fieber und schlechte Blutsauerstoffwerte. Dann habe ich 24 Stunden in einem Motel-Bett verbracht und auf ärztliche Empfehlung hin das Rennen abgebrochen.

Es war ja zunächst sehr gut losgegangen, oder?

Ja, in den ersten 23 Stunden bin ich 600 Kilometer gefahren und hatte mir damit schon einen kleinen Puffer erarbeitet. Um der größten Hitze in der Wüste von Kalifornien zu entgehen, habe ich nachmittags die erste Schlafpause eingelegt. Ich bin dann bei 43 Grad wieder aufs Rad gestiegen – mit Eisbeutel im Nacken.

Wie emotional war es, das fast zwei Jahre vorbereitete Projekt frühzeitig zu beenden?

In meinem Zustand war es in dem Moment alternativlos. Aber das vergisst man schnell wieder und fragt sich zwei Tage später, ob es wirklich so hätte kommen müssen. Es ist eine große Herausforderung, dies zu akzeptieren. Der Ärger und die Enttäuschung nach all der Vorbereitung ist immens. Zumal die Probleme so schnell und so stark kamen, dass wir nicht darauf reagieren konnten.

Sie haben vorher gesagt, dass bei solchen extremen Fahrten vieles schiefgehen kann. Aber haben Sie wirklich damit gerechnet, dass es so früh zu Ende gehen könnte?

Ultracycling steht dafür, dass die Rennen sehr selektiv sind und die Chance des Scheiterns permanent mitfährt. Was man auch daran sieht, dass nach etwas mehr als der Hälfte des Rennens schon ein Drittel der Solostarter ausgestiegen ist. Es werden vermutlich nur etwa die Hälfte ins Ziel kommen. Ich bin leider keiner davon.

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