FAZ+Gefahren im Radsport :
„170 Fahrer wie eine Bullenherde“

Lesezeit: 8 Min.
„Der Druck im Feld ist schon höher“: WM-Rennen der Frauen in Zürich
In 15 Monaten gab es drei tödliche Stürze. Wird der Radsport zu gefährlich? Rolf Aldag spricht im Interview über tödliche Gefahren, gestresste Profis, aggressive Autofahrer – und schützende Airbags.
Merken

Rolf Aldag ist 56 Jahre alt und ehemaliger Radprofi unter anderem bei Team Telekom/T-Mobile. Heute arbeitet er als Sportlicher Leiter für RedBull-Bora-Hansgrohe.

Herr Aldag, haben Sie das Gefühl, dass Radrennen sicherer sind als zu Ihrer aktiven Zeit?

Ich glaube, das ist für alle Beteiligten ein Kampf gegen Windmühlen, weil die Bedingungen immer schwieriger werden. Das Material ist schneller geworden, was grundsätzlich erst mal nicht für Sicherheit sorgt. In den Abfahrten sind die Spitzengeschwindigkeiten nun zehn bis fünfzehn km/h höher. Es gibt eine Abfahrt vom Tourmalet, die sehr schnell ist. Da kam man früher auch mal auf 98. Aber jetzt erreichen die Fahrer ständig Geschwindigkeiten von 120. Da sind wir nie hingekommen. Hinzu kommen die Straßenbedingungen, die immer komplizierter werden für Veranstalter. Was 364 Tage lang gut und sinnvoll ist – Fahrbahnteiler, Verkehrsinseln, Kreisverkehre –, ist für Radrennen total ungeeignet. Wenn wir früher irgendwo durch die Bretagne gerollt sind bei der Tour de France, gab es acht gefährliche Stellen. Heute können auf einer 150-Kilometer-Etappe schon mal 150 Gefahrenstellen über Funk durchgegeben werden. Wenn man einmal den Lenker nicht festhält, liegt man.

Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen
12,80 € jetzt nur 0,99 €

Jetzt Zugang 12,80 € für nur 0,99 € abonnieren?

  • Mit einem Klick online kündbar
  翻译: