SV Darmstadt 98 : Darum kommen die „Lilien“ nicht in Schwung

Zwölf erzielte Treffer nach zwölf Spieltagen sind der zweitschwächste Wert der Liga und stellen der Darmstädter Abteilung Attacke ein schwaches Zwischenzeugnis aus. Warum klemmt es vorne? Eine Analyse.
Es gibt einige Gründe dafür, dass die „Lilien“ in dieser Saison sich und ihrem Anhang Begeisterung und Leichtigkeit nur in kleinen Dosen genehmigen. Das Angriffsspiel ist bestenfalls Stückwerk, aus dem Spiel heraus wirkt es weder eingespielt und erprobt noch gefährlich. Vieles hängt zusammen mit der eklatanten Formschwäche der Offensivspieler. Ein Zustand, den auch besser besetzte und betuchte Klubs nicht ohne Weiteres kompensieren könnten. Bei den Darmstädtern, die nach zwei Pflichtspielniederlagen in Serie an diesem Sonntag (13.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur 2. Fußball-Bundesliga und bei Sky) daheim gegen Jahn Regensburg antreten, schlägt dieser Fakt enorm ins Kontor.
Denn wohin man in der SVD-Offensive auch blickt – auf Neuzugänge, auf langjährige verlässliche Größen oder auf als Spitzenkräfte vorgesehene Profis –, sie alle spielen deutlich unter ihren Möglichkeiten und den Erwartungen. Zwölf erzielte Treffer nach zwölf Spieltagen sind der zweitschwächste Wert der Liga und stellen der Darmstädter Abteilung Attacke ein schwaches Zwischenzeugnis aus. Die Hälfte der Treffer haben zudem Defensivspieler erzielt, die in die Bresche gesprungen sind. „Die Offensive ist derzeit unser Manko“, sagt der Sportliche Leiter Carsten Wehlmann. „Da finden die Spieler gerade nicht die richtigen Lösungen, treffen falsche Entscheidungen bei Pässen, Flanken oder Schüssen oder wählen den falschen Laufweg.“
Sinnbildlich für die Angriffsmisere steht Marcel Heller. Der Flügelflitzer, seit jeher gesetzt und beliebt als Sprinter auf den Außenbahnen, ist seit Saisonbeginn ein Schatten vergangener Darmstädter Tage. Weder wird Heller adäquat in Szene gesetzt, noch vermag er selbst Vernünftiges beisteuern. Mangels Alternativen gibt Trainer Dimitrios Grammozis ihm eine neue Chance nach der anderen. Das gilt auch für Marvin Mehlem. Der 22-Jährige war zum Ende der vergangenen Saison, befreit von den Fesseln des vom ehemaligen Trainer Schuster propagierten Defensivfußballs, unter Grammozis aufgeblüht. Angebliches Interesse größerer Klubs soll es im Sommer gegeben haben – Ende Juli folgte aber doch die mit etwas Pomp verkündete vorzeitige Vertragsverlängerung bis Ende Juni 2022 (inklusive der handelsüblichen Ausstiegsklauseln).
Seit Saisonstart lässt Mehlem all das vermissen, was ihn ausgezeichnet und für die „Lilien“ so wertvoll gemacht hat: Leichtigkeit, Raffinesse, Dynamik und die Fähigkeit, sich in Eins-gegen-Eins-Situationen durchzusetzen. „Wir sagen immer: Wer alles kann, muss alles geben“, sagte Grammozis am Freitag über Mehlem. Die Formschwäche von Topstürmer Serdar Dursun trifft den SVD besonders hart. Dazu haben auch Erich Berko, Tim Skarke und Mathias Honsak noch nicht den Nachweis erbracht, Verstärkungen Deluxe zu sein.