Frankfurt unter Druck :
Die Last der Marmoush-Millionen

Marc Heinrich
Ein Kommentar von Marc Heinrich
Lesezeit: 2 Min.
Emotional verabschiedet hat sich Omar Marmoush aus Frankfurt schon.
Dass Eintracht Frankfurt Omar Marmoush ziehen lässt, ruft gemischte Gefühle hervor. Ein Klub, der fortwährend prägende Spieler ersetzen muss, droht im Verdrängungskampf der Bundesliga leicht zu straucheln.
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Und Tschüss! Die Hängepartie ist immer noch nicht abgeschlossen, doch das wenig überraschende Ergebnis ist eindeutig absehbar. Die Indizien lassen keinen Zweifel: Die Wege von Omar Marmoush und der Eintracht werden sich trennen. Aus Perspektive aller Beteiligten handelt es sich um ein Geschäft, das ambivalente Gefühle weckt. Der 25 Jahre Ballkünstler, den sie im Sommer 2023 ablösefrei aus Wolfsburg angeheuert hatten, reifte in Frankfurt zum beeindruckendsten Spieler des Teams heran.

Er war trotz aller Belastungen auch im Einsatz mit dem Nationalteam nie gravierend verletzt, erzielte viele wichtige Treffer und steuerte Vorlagen bei, die seinen Kollegen glänzen ließen. Seine Kreativität und Torgefahr werden künftig fehlen. Für Marmoush selbst stellt der bevorstehende Wechsel einen Karrieresprung dar.

Manchester City zählt zu den weltweit führenden Fußballadressen, und die Aussicht, unter Pep Guardiola zu spielen – bei einer noch besseren Bezahlung – verlieh dem Angebot in der Winterpause eine starke Anziehungskraft. Für den Ägypter ist dies sowohl persönlich als auch sportlich eine unschätzbare Gelegenheit, seine Karriere in der Premier League auf das nächste Level zu heben.

Eintracht unter Handlungsdruck

Die Eintracht steht dagegen abermals unter Handlungsdruck. In der Vergangenheit musste sie wiederholt einige ihrer Besten wie Kolo Muani, Rebić, Jovic, Haller oder Silva ziehen lassen. In die Bredouille geriet sie trotzdem nie. Die Klub-Strategen haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, Talente zu scouten und zweckdienlich zu integrieren. Doch diese Entwicklung ist nicht selbstverständlich.

Zudem stellt sich die grundlegende Frage, welche Signalwirkung der permanente Verkauf von Top-Spielern entfaltet. Ein Trainer, der eine Mannschaft regelmäßig auf entscheidenden Positionen umbauen muss, steht vor der Herausforderung, ein funktionierendes Spielverständnis immer wieder neu zu etablieren.

Dabei könnte ein Kader aus herausragenden und kontinuierlich aufeinander eingespielten Profis dazu beitragen, dass die Eintracht, die sich vom Abstiegskandidaten zu einem Bundesliga-Schwergewicht mauserte, endlich den „nächsten Schritt“ macht, von dem Sportvorstand Markus Krösche träumt.

Ein Klub, der aber fortwährend prägende Gesichter ersetzen muss, läuft jedoch Gefahr, im spannungsreichen Rennen um die Spitzenplätze ins Straucheln zu geraten. Borussia Dortmund dient hier als warnendes Beispiel.

Ungewiss ist auf jeden Fall, ob es auf die Schnelle wieder gelingt, einen Spieler von Marmoushs Qualität zu verpflichten. Der Markt für hochklassige Offensivkönner ist klein, und das Risiko, gerade im Angebot des Winterschlussverkaufs danebenzugreifen, groß.

Die Verantwortung, einen angemessenen Ersatz zu finden, lastet nun schwer auf den Schultern von Krösche – umso mehr, da gegenwärtig die realistische Aussicht existiert, sich über die Bundesliga erstmals in der Klubhistorie direkt für die Champions League zu qualifizieren. Die Marmoush-Millionen wären nicht mehr als ein schwacher Trost, wenn dieses Ziel ohne sein Zutun nun verfehlt wird.

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