Hallenhockey-Meisterschaft :
Vom Main an die Alster und zurück

Lesezeit: 4 Min.
Im Moment ist der Fokus auf dem Feld: Katharina Heid spielt in der Bundesliga und studiert Jura.
Katharina Haid verließ ihre Heimat, um sich im Hockey mit den Besten zu messen. Jetzt kommt sie als gestandene Bundesligaspielerin zurück und möchte zuhause deutsche Meisterin werden.
Merken
Zur App

Wenn es gut läuft, wird Katharina Haid während ihres Heimatbesuches kaum etwas von ihrer Heimat sehen. Am Freitag kommt sie mit ihrer Mannschaft vom Club an der Alster aus Hamburg in Frankfurt an, den Abend verbringen die Hockeyspielerinnen trainierend in der Süwag Energie Arena. Und am Samstag gegen 14 Uhr wird Haid im Tunnel stehen und darauf warten, dass ihr Name gerufen wird. Dann in die Halle einzulaufen, sei ein sehr besonderer Moment, sagt sie: „Ich freue mich einfach krass darauf, diese Atmosphäre aufzusaugen.“

Für die Endrunde der deutschen Hallenhockeymeisterschaft reisen am Wochenende die acht besten Damen- und Herren-Teams an. Zum dritten Mal in Folge wird die Meisterschaft in Frankfurt entschieden, ihre Inszenierung dürfte ähnlich spektakulär werden wie in den vergangenen Jahren – mit Lichtshow, Musik und Einlaufkindern. Gewinnen die Alsterdamen das Halbfinale am Samstag, stehen sie am Sonntag zum Finale wieder auf dem Platz.

Rasanter Karriereaufstieg

Vor zwei Jahren schaffte Haid es mit Alster schon einmal ins Finale in Frankfurt, damals spielte sie gerade einmal ein halbes Jahr für den Klub. Trotzdem schon eine Endrunde zuhause spielen zu dürfen, in der Stadt, in der sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr gelebt hatte, sei damals ein riesiger Traum gewesen – einer, den sie dieses Mal besser fassen kann, wie die 20 Jahre alte Spielerin heute sagt: „Auch, weil ich jetzt schon zwei Jahre in diesem Hockeyzirkus mitgespielt habe.“

Im Sommer 2022 wechselte sie vom Sachsenhauser Klub SC Safo nach Hamburg und damit von der Regionalliga in die erste Bundesliga. Im Mittelfeld von Alster bewies sie schnell, dass sie dem rasanten Karriereaufstieg gewachsen war und fand ihren Platz in der Mannschaft. Auch, wenn sie anfangs durchaus Respekt vor dem Tempo, der Cleverness und Professionalität der Hamburgerinnen hatte, wie sie damals sagte.

Jetzt, zweieinhalb Jahre später ist sie Teil dieser Professionalität. Im Dezember gab sie in Argentinien ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft, und neben den Trainingseinheiten für den Kader des Nationalteams trainiert sie jede Woche im Durchschnitt dreimal mit jener Mannschaft, die sich – es klinge klischeehaft, sagt Haid, aber so sei es nun einmal – inzwischen wie eine zweite Familie anfühle.

Auch abseits vom Feld verbringe sie viel Zeit mit ihren Teamkolleginnen. Zumindest, sofern ihr Studium es zulässt. Denn mit ihrem Umzug nach Hamburg begann Haid zu studieren – Jura, ausgerechnet. Wie bringt man ein derart zeitintensives Studium mit einem nicht minder zeitintensiven Sport unter einen Hut?

„Gute Balance“

Helfen dürfte Haid dabei ihre Auffassungsgabe. Die junge Spielerin denkt schnell, wirkt souverän, spricht pointiert. Hinzukommt einiges an Disziplin und, wie Haid meint, vor allem auch ein gutes Zeitmanagement. „Ich glaube, ich habe eine ganz gute Balance gefunden. Ich weiß, wie ich mir Zeit neben der Uni einrichten kann und wann es vielleicht auch mal Zeit für Kopf runter und lernen ist.“ Mal hat in ihrem Alltag der Sport Vorrang, mal das Studium. Die vergangenen Monate verbrachte sie für ein Auslandssemester in Südafrika. Hockey trat währenddessen in den Hintergrund. Doch seit sie zurück in Hamburg ist, liegt ihr Fokus wieder auf dem Feld.

Haid hat Übung darin, zweigleisig zu fahren. Schließlich war Hockey lange nicht die einzige Leidenschaft, die in ihrem Leben Platz fand: „Mein kompetitiver Charakter hat sich früher in vielen Sportarten ausgedrückt“, sagt sie. Vor allem Tennis hatte sich zeitweise als gefährlicher Gegner für Haids Hockeykarriere erwiesen. Beide Sportarten trainierte sie beim SC Safo, für beide zeigte sie Talent, beide führten sie ins Kadersystem. Durchsetzen konnte sich schließlich Hockey – auch weil es Eigenschaften mitbrachte, die Tennis vermissen ließ. „Hockey hat mir irgendwann mehr Spaß gemacht, weil es ein Teamsport ist“, sagt Haid rückblickend. Gemeinsam mit einer Mannschaft auf dem Platz zu stehen, sei ihr schon damals wichtig gewesen.

Dem SC Safo hält sie bis heute die Treue, bleibt in Kontakt zu ihrem alten Klub, den sie als sehr familiär bezeichnet. Für Haid hat sich nun jedoch eine neue Familie dazugesellt, mitsamt einer neuen Stadt, in die sie sich schockverliebt hat, wie sie sagt. Ihre Familie und Freunde in Frankfurt vermisse sie trotzdem. Und was noch? „Natürlich die Eintracht-Heimspiele“, sagt sie prompt und lacht.

Ihre Leichtigkeit und positive Grundeinstellung bringt sie auch in der Mannschaft ein. Vor Spielen verbreite sie gern gute Stimmung, es mache ihr Spaß, zu tanzen und „laut zu pushen“. Dazu passt ein Vorsatz, den die Alsterdamen für diese Saison gefasst haben und bislang auch gewinnbringend umsetzen konnten: Sie denken von Spiel zu Spiel. Für die Endrunde in Frankfurt bedeutet das, sich erst einmal auf das Halbfinalspiel gegen HC Berlin konzentrieren, bevor die Gedanken zum Finaltag wandern.

Wer dort auf sie warten könnte, entscheidet sich noch bevor die Berlinerinnen und die Hamburgerinnen am Samstag den Platz betreten. Vorab trifft Düsseldorf auf Vorjahressieger Mannheim, beide standen sich schon 2024 im Endspiel gegenüber. Dabei ist Düsseldorf eigentlich vor allem Hamburgs ewiger Rivale: Von den vergangenen sechs Saisonfinalen machten die beiden Teams vier davon unter sich aus. Insofern gebe es „ein bisschen Vorgeschichte“ mit Düsseldorf, sagt Haid. Dass die Hamburgerinnen den Titel holten, ist fünf Jahre her. In Frankfurt bietet sich nun die Chance auf ein Comeback – und, in Haids Fall, auf einen Heimsieg.

  翻译: