Disput um Sportförderung : „Das ist eine Frechheit“

Wie bekommt Deutschland wieder mehr Olympiasieger? Die Diskussion um die Förderung des Spitzensports wird immer heftiger. Diskus-Champion Robert Harting attackiert die Funktionäre hart. Das bleibt nicht unkommentiert.
Der Ton im Disput um eine bessere Förderung des Spitzensports in Deutschland wird rauer. DOSB-Athletensprecher Christian Breuer hat am Samstag mit scharfen Worten auf die abermals provokanten Äußerungen von Diskus-Olympiasieger Robert Harting reagiert.
„Das ist eine Frechheit gegenüber denen, die nicht nur die Kamera suchen, sondern sich konstruktiv und aktiv einbringen“, sagte der ehemalige Eisschnellläufer Breuer in einer vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verbreiteten schriftlichen Mitteilung.
Teilnehmer der derzeitigen Gesprächsrunde sind laut Harting „ehemalige Sportler, die früher mal bei einem Wettkampf dabei sein durften und heute schöne Spesen kassieren.“

Breuer konterte in seiner Replik: „Wir haben dazu die ganze Olympiamannschaft und alle von der Sporthilfe geförderten Athleten eingeladen, auch Robert.“ Diese Einladung wurde von Harting offenbar ausgeschlagen.
„Doch der Herr ist sich zu fein, sich hier an der Diskussion der Athleten zu beteiligen. Stattdessen gibt er Interviews, um sich selbst zu vermarkten. Man sieht, Gold alleine macht noch keinen großen Sportler und löst das Problem der Leistungssportförderung in keiner Weise“, sagte Breuer.

In dem gemeinsamen Interview mit drei weiteren Olympiasiegern der Sommerspiele von London hatte Harting seine distanzierte Haltung zum DOSB zum Ausdruck gebracht. Beachvolleyball-Champion Julius Brink zeigte sich derweil enttäuscht von einer angeblicher Forderung des DOSB-Präsidenten Thomas Bach nach mehr Leistungsbereitschaft der Athleten, mit der er im „Focus“-Interview konfrontiert wurde.
„Wie Herr Bach mit der deutschen Sportfamilie - allen voran den Athleten von London - umgeht, die vier Jahre des Verzichts hinter sich haben, kann ich nicht nachvollziehen. Seine Aussagen halte ich für völlig inakzeptabel und nicht gerechtfertigt.“ Dazu wollte sich der DOSB am Samstag nicht äußern.

Ruder-Olympiasieger Kristof Wilke nannte die Zielvereinbarungen der Sportverbände mit dem DOSB für das Olympia-Abschneiden „albern“. „So etwas können sich nur Bürokraten ausgedacht haben“, sagte Harting über die in London weit verfehlten Medaillenprognosen.
Wilke und Brink forderten die öffentlich-rechtlichen TV-Sender auf, anderen Sportarten als dem Fußball wieder mehr Sendezeit zu widmen. Der fünfte Platz im Medaillenspiegel sei bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro unter den herrschenden Voraussetzungen nicht zu wiederholen.