Biathlet Benedikt Doll : Der Kapitän tritt ab

Ein letztes Mal startet der deutsche Biathlet Benedikt Doll im Weltcup, dann beginnt ein neues Leben für den 34-Jährigen. Auch jenseits des Sports will er Positives bewirken.
Um den Kuchen wird sich künftig jemand anderes kümmern müssen. Denn Benedikt Doll, Initiator der beliebten Kaffeerunden mit Süßgebäck im deutschen Biathlon-Team, wird ab Montag neuen Zielen nachjagen. Ein Gewehr wird der 34-Jährige dafür nicht mehr benötigen.
An diesem Freitag (17.40 Uhr live im ZDF und bei Eurosport) beginnt sein letztes Weltcup-Wochenende im kanadischen Canmore. Traurig ist er über seinen Abschied nicht. „Es wäre sicherlich etwas anderes, wenn ich das nicht hätte frei entscheiden können“, erklärt er. Doll geht auf dem Höhepunkt seines Schaffens. In dieser Saison gewann er WM-Bronze, stand neunmal auf dem Podest und siegte in zwei Weltcuprennen. Weitere Erfolge könnten hinzukommen, daran zweifelt niemand. Doch Doll möchte nun lieber etwas anderes machen.
Viele hatten gehofft, dass der Schwarzwälder seine im vergangenen Herbst angedeutete Entscheidung doch noch revidieren, dass er auch im kommenden Winter nochmals die Langlaufski anschnallen, die Waffe schultern und auf die schwarzen Scheiben zielen würde. Dass es anders kommt, steht seit dem 23. Februar fest. An diesem Tag verkündete Doll, nach der laufenden Saison seine Biathlon-Karriere zu beenden.
Lange war seine Motivation, wie er sagt, sich stetig zu verbessern und „zu beweisen, dass ich vorne mithalten kann“. Ein Weltmeistertitel, zwei olympische Bronzemedaillen, acht Weltcupsiege, insgesamt 55 Podestplätze stehen zu Buche. Kein anderer noch aktiver deutscher Biathlet hat mehr Erfolge vorzuweisen.
Ernährung ist sein Herzensthema
Doch nicht nur Dolls Klasse und seine Wettkampferfahrung werden künftig fehlen. Auch sein Beitrag zum leiblichen Wohl des Teams. Denn Ernährung ist ein Herzensthema für Doll, der seit Jahren mit seinem Vater in einem Koch-Blog seine Lieblingsrezepte mit der Öffentlichkeit teilt. Gemeinsam haben beide ein Kochbuch herausgebracht. Der Titel: Doll’s Schwarzwaldlust. Als Biathlon-Rentner will der junge Vater von nun an mehr Zeit mit der Familie verbringen. Seit der Geburt seines Sohnes sei es ihm immer schwerer gefallen, die Heimat zu verlassen.
Die Motivation für Biathlon und die damit verbundenen Reisen lasse nach. Dafür richtet sich Dolls Ehrgeiz künftig darauf, nachhaltige Energiesysteme zu studieren, „um etwas beizutragen zur Energiewende“. Als dann ehemaliger Sportler, der viel unterwegs war in der Welt, möchte er seine „CO2-Bilanz aufbessern“. Und auch jenseits des Sports „einen positiven Impact“ für die Gesellschaft beisteuern.
Und was wird aus dem Kuchen? „Es wird darauf ankommen, dass ein Teamkollege die Organisation in die Hand nimmt“, sagt der scheidende „Capitano“. Was auch immer Doll in Zukunft anpacken wird: Bei ihm ist es sicher in guten Händen.