Kirchen haben es ihm durchaus angetan. Vielleicht gerade weil sie oft für das Überbordende stehen, für ein Zuviel an allem, damit der Mensch sich klein und unbedeutend fühlt. Das tut er durchaus auch in den Bauwerken von John Pawson, aber nicht, weil er von Pracht und Opulenz erschlagen würde, sondern weil Pawson es bei aller Großartigkeit doch einfach nur schlicht liebt.

Die Kirche St. Moritz in Augsburg etwa mit ihren gotischen Mauern: Die Mauern gibt es noch, der Barock aber, der vor allem ihr Inneres verschwenderisch über Jahrhunderte beherrschte, ging in einer Bombennacht im Februar 1944 verloren.

Pawson bekam vor gut 15 Jahren den Auftrag, die Kirche mit ihrer tausendjährigen Geschichte neu zu gestalten. Der Minimalist, der er ist, tat das mit einer Klarheit und Geradlinigkeit, die ihresgleichen sucht. Licht durchflutet weiß getünchte Wände, nur das Nötigste ist geblieben: Altar, Tabernakel, Taufbecken – und viele Kunstwerke aus 1000 Jahren, die dem riesigen Raum mit seinen Rundbögen ihren Charakter verleihen. Und die nötige Wärme.

Zusammenarbeit mit dänischer Produktion

Der Brite Pawson, inzwischen 75 Jahre alt, ist nicht nur Architekt, sondern auch Möbeldesigner. Und das schon seit mindestens 32 Jahren. 1992 begann seine Zusammenarbeit mit einem dänischen Produzenten, der nicht (nur) für seine Möbel, sondern (vor allem) für seine Bodendielen bekannt ist.

Und das sogar schon seit mehr als 125 Jahren, seit Hans Peter Dinesen das Jels Savværk, das Sägewerk Jels, im Jahr 1898 gründete. Bis heute hat die Firma Dinesen ihren Sitz in der südjütländischen Kleinstadt Jels, geleitet wird sie noch immer von der Familie in der vierten und inzwischen auch fünften Generation.

Pawson entwarf vor mehr als 30 Jahren für Dinesen eine Möbelkollektion, die er einfach aus ihren Bodendielen zusammensetzte. Damals stattete er damit sein eigenes Büro und sein Privathaus in King's Cross und Notting Hill in London aus. Dort verlegte er nicht nur die Dinesen-Dielen, auf und zwischen viel Beton, sie dienten ihm auch, so wie sie waren (aus Douglasie, 45 Zentimeter breit, 15 Meter lang), als Grundlage für seine Möbel. „Es war interessant zu sehen, wie man Douglasie in Möbel verwandeln kann, bei denen man immer noch die schöne Maserung und die Breite der Dielen sehen kann. Es irgendwie auf eine Weise zu verwenden, die es als seine einfachste Form annahm, die Bretter.“

Radikal reduziert hat Pawson diese Objekte, und er spielte auch mit dem, was ihm Holz und Haus vorgaben. Das Bett im Gästezimmer etwa ist vier Meter lang und nur einen Meter breit. Geschlafen wird von Fuß zu Fuß. Das Bett ging leider nicht in Serie. Die Pawson-Kollektion haben Designer und Dinesen nun aber weiter ergänzt: durch Sessel und Sofa, einen dazu passenden Couchtisch sowie ein Tagesbett. Gefertigt werden sie auf Bestellung.