Schmuckanhänger aus dem Alltag :
Reine Alltäglichkeiten

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Designer entdecken das Bettelarmband wieder: Am Jacquemus-Armreif baumelt ein Täschchen, ebenfalls über Mytheresa.

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Ein Tennisschläger am Hals, um den Finger ein Croissant: Unser Schmuck muss nicht mehr so aussehen, als würde er aus Schatzkammern von vor 100 Jahren stammen. Alltagsgegenstände werden zunehmend zum Schmucktrend.
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Die besten Geschichten schreibt das Leben, heißt es so schön. Der Alltag ist seit langem ein Thema, wenn es um künstlerischen Anspruch geht. Wie viel Realität darf, muss sein? Einer der ersten, der sie einforderte, war Marcel Duchamp, mit seiner „Fontaine“, einem Pissoir, von dem in New York, wo er es 1917 erstmals vorstellte, zunächst niemand etwas wissen wollte. Duchamp hatte sein Pissoir nicht weiter bearbeitet und es als Ready-Made schlicht für Kunst erklärt.

Im Vergleich dazu ist der Avocado-Bagel, den der deutsche Künstler Tim Bengel im September passenderweise im Berliner Deli „Avocado-Club“ vorstellte, das Gegenteil eines Objet trouvé, einer Alltäglichkeit, die ein Künstler wie Kunst behandelt. In dem Bagel steckt mehr Arbeit als in jedem Sauerteig, der im heimischen Ofen gebacken wurde, es sind 27 Einzelteile aus Gold. Der Bagel soll 2,5 Millionen Euro wert sein. Die Wirklichkeit soll aber auch dieses Werk abbilden: Nichts stehe so sehr für unsere Gegenwart, unsere Millennial-Kultur, wie die Avocado, bemerkte der Künstler bei der Gelegenheit.

Vom Frühstückstisch an den Finger 

Der Alltag bleibt ein Thema, das zeigt sich genauso in preislich irdischeren Sphären: Auch unser Schmuck muss nicht mehr so aussehen, als würde er aus Schatzkammern von vor 100 Jahren stammen. Wie wäre es hingegen mit einer Mohrrübe oder einem Tennisschläger? Beide Ketten sind von Aliita, dem Label der in Venezuela aufgewachsenen Designerin Cynthia Vilchez Castiglioni. Modekennern sagt der Nachname etwas: Sie ist die Schwiegertochter des Marni-Gründerpaars. Spannender für Designer, als abermals die Kronjuwelen zu zitieren, ist deshalb auch die Inspiration des Bettelarmbands, des einstigen Arme-Leute-Schmucks.

Die Ohrringe von Balenciaga, Nachbildungen von Reißverschlüssen, zu bestellen über den Onlineshop Mytheresa, erinnern daran. Und das Täschchen baumelt wirklich vom Jacquemus-Armreif, ebenfalls über Mytheresa. Was auf dieser Seite der Ring mit den Streifen zu suchen hat? Das soll ein Croissant sein und kommt von der kanadischen Marke Mejuri. Das Croissant ist nicht unbedingt ein Millennial-Frühstück, aber trotzdem faszinierend: Unmittelbar nach der Lancierung war der Ring schon ausverkauft. 

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