Dschungelcamp-Kolumne : „Der Apfel schmeckt nach Eistee!“
Das unter dem Kosenamen Dschungelcamp bekannt gewordene Extremquotenphänomen „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ kommt schon an Tag 2 in der aktuellen Klimawandel-Realität an. Während sich in der heimischen Diskurs-Diaspora zum Thema Globale Erwärmung vor allem Aluminium-Kopfbedeckungen immer größerer Beliebtheit erfreuen, werden in Australien bereits zwölf Halbberühmtheiten in etwa acht Quadratmeter große Holzhütten evakuiert, um die nach 24 Stunden im Camp der Gnuhoden-Connaisseure ohnehin nurmehr rudimentär sitzenden Promifrisuren nicht komplett dem anhaltenden Starkregen zu opfern. Immerhin ist der nächste mögliche Friseurbesuch noch mindestens 14 Tage (Finale am 9. Februar) oder einen beherzten, jedoch gleichsam Gage reduzierenden freiwilligen Rückzug aus der Lagerfeuer-Isolation entfernt.
Rund um die pittoreske Dschungel-Remise, das stellt die teilverängstigte D-Promi-Reisegruppe trotz Abwesenheit von Jörg Kachelmann zielsicher fest: „Fegt ein ganz schöner Sturm durchs Camp!“ Sam Dylan, dessen Frisur im luftfeuchtigkeitsaffinen Klima des australischen Busches inzwischen stark an einen auf seinem Kopf kollabierten Alpaka erinnert, wirkt dabei derartig apprehensiv; man muss davon ausgehen, er denke sowas wie: „Hier fegt ein gnadenloser Sturm durch? Ist man denn nicht mal im Dschungel vor Olivia Jones sicher?“ Als faktenorientierte Chronistin muss man dagegen feststellen: Ein gnadenloser Sturm? Okay, Borussia Dortmund ist es also schon mal nicht.
Als sich die Wassermassen ihren Weg durch das Feldbettlager gebahnt haben und RTL der Reisegruppe Insolvenzverschleppung die Nutzung ihrer Isomatten wieder freigibt, ist es erneut Yeliz Koc, die ein heißes Themeneisen anfasst. Am Vortag hatte sie der phonetikbegeisterten Nation bereits erläutert, ihr Name würde „Yeliz Kosch“ ausgesprochen. Heute hat sie ein weiteres Ass im Ärmel: ihre Hyperemesis Gravidarum. Das ist kein Fachbegriff für chronische Scooter-Abhängigkeit, sondern eine besonders schwere Form von Schwangerschaftsübelkeit. Yeliz Kosch stellt entsprechend fest: „Ich hätte schon sehr gerne ein zweites Kind, aber diesmal mit einer Leihmutter!“ Fertilitäts-Experte Maurice Dziwak zeigt sich erstaunt: „Aber dann ist es ja nicht von dir!“ Yeliz Kosch jedoch ist Intimkennerin der wissenschaftlichen Hintergründe einer Surrogatmutterschaft und erklärt den dahinterstehenden Prozess noch mal in einfachsten, selbst für Maurice mühelos adaptierbaren Worten: „Doch! Von Mann und Frau kannst du das in eine andere Frau machen, das machen ja alle Stars!“ Mein Gynäkologe hätte es medizinisch nicht präzisier ausdrücken können. Entsprechend beeindruckt zeigt sich Maurice: „Krass, zu was die Medizin heute fähig ist!“ Berücksichtig man jedoch, wohin sein Blick dabei fällt, ist allerdings nicht auszuschließen, dass er damit die Brüste von Yeliz Kosch meint.
Ungefragtes Wühlen in Beziehungsthemen
Stichwort wissenschaftliche Hintergründe: Nach meiner gestrigen IBES-Fachanalyse erreichte mich interessante Leserpost. Oder wie wir im Wissenschaftsressort sagen: Schlauberger-Bulletin. Und weil es so schön war, möchte ich kurz daraus zitieren: „Kleine Korrektur: Koc wird nicht Kosch ausgesprochen, sondern Kotsch“. Skandalös: Yeliz Kosch-Kotsch kennt nicht mal ihren eigenen Nachnamen. Zum Glück gibt es aufklärungsaffine Mitleser. Ich bin schon gespannt, was es nach dem heutigen Protokoll zu redigieren gibt. Spricht man Jan Köppen eventuell Jan Chopin aus? Ist Timurs Nachname Ülker das türkische Wort für „Witzbold“? Dazu dann hoffentlich morgen mehr.
Ein paar Meter weiter am Lagerfeuer geht Jörg Dahlmann, der Vorsitzende des Sophia-Thomalla-Fanclubs Paderborn, derweil seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Ungefragtes Wühlen in Beziehungsthemen anderer Leute. Nachdem er am Vortag bereits die Ehe von Eric und Edith Stehfest als gescheitert erklärt hatte („Sorry, war ein Missverständnis!“), widmet er sich heute den Scheidungs-Details von Campingwagen-Chanteuse Anna-Carina Woitschack. Campingwagen-Chanteuse, oder wie wir aus der Gen Z sagen: Trailer Swift. Die jedenfalls war mal mit Stefan Mross verheiratet und verrät Topjournalist Dahlmann exklusiv die bislang im Boulevardbetrieb ergebnislos durchspekulierten tatsächlichen Trennungsgründe: „Wenn es Probleme gibt und die Probleme sich wiederholen, dann muss man auch Konsequenzen ziehen!“ Ein Satz, der auch von Matthias Sammer stammen könnte. Insofern ist Stefan Mross der Nuri Sahin der Schlagerbranche. Da kann man jetzt nur noch hoffen, die Yeliz-Kosch-Kotsch-Koryphäe von gestern liest wieder mit und lässt uns wissen, wie man „Sahin“ korrekt ausspricht.
Aber auch auf dem stets fragilen Versorgungssektor gibt es erste schlagzeilenrelevante Entwicklungen. Alessia Herren beispielsweise genießt verzückt ihren Pfirsich und schwärmt anschließend: „Der Apfel schmeckt nach Eistee!“ Keine optimale Voraussetzung für eine Karriere bei der Supermarktkette Aldi. Das nämlich ist Alessias für eine Dschungel-Kandidatin durchaus ungewöhnlicher Berufswunsch. In einer überraschenden Aldi-Beichte hatte sie Sportreporterlegende Jörg gestanden, sie hätte sich kürzlich bei Aldi beworben, weil sie „gerne einräumen und an der Kasse sitzen und ein regelmäßiges Einkommen haben“ möchte. Noch wäre allerdings kein Arbeitsvertrag unterzeichnet, weil „da fehlten noch ein paar Dokumente!“ Jörg Dahlmann, der sich offenbar vorgenommen hat, innerhalb der ersten 72 Stunden bei IBES die Lebensgeschichte aller weiblichen Mitcamper zu dokumentieren, ist fasziniert: „Das hätte ich nicht erwartet, aber finde ich cool!“ Schöne Grüße an dieser Stelle von TV-Sender Sky an Jörg Dahlmann. Dass Dahlmann über einen japanischen Fußballprofi sagen würde: „Es wäre sein erster Treffer für 96. Den letzten hat er im Land der Sushis geschossen“, hätten die auch nicht erwartet. Finden sie aber nicht cool.
Dschungelcamp-Mathe
Mit Japan, Fußball oder Aldi kennt sich „Sommerhaus der Stars“-Lästerweltmeister Sam Dylan nicht so gut aus, uncool findet er aber auch so einiges. Vor allem Matheunterricht. Als er in den frühen Morgenstunden zum Wachdienst gerufen wird, erklärt er: „Wir machen das jetzt eine halbe Stunde und dann wecken wir die nächsten! Wir sind zwölf Leute!“ Eine statistisch absolut einwandfreie Feststellung. Realmathematisch wirft sie allerdings Zweifel an Dylans Kollegialität auf: Zwölf Menschen, die in Zweiergruppen Nachtwachen absolvieren müssen, folglich sechs Wachteams. Schiebt davon jedes Team eine halbe Stunde Dienst, sind ganz schnell drei volle Stunden abgedeckt. Sam Dylan scheint zu glauben: Länger kann eine Nacht im Dschungel ja kaum dauern. Immerhin ist Australien der deutschen Zeit um 10 Stunden voraus. Wenn es im Camp also 3 Uhr ist, ist es in Deutschland bereits 13 Uhr. Da wird man doch wohl langsam aufstehen können!
Weniger Sorgen um zu wenig Schlaf, sondern eher um Verstopfung macht sich Yeliz Kosch-Kotsch. Sie hat trotz Luxusartikel-Urinella hygienegetriebene Angst vor der Toilette. Alessia Herren stimmt ihr zu: „Das ist hier schlimmer als auf dem Bahnhofsklo!“ Ziemlich picky für jemanden, der freiwillig zwei Wochen lang die Toilette im „Sommerhaus der Stars“ benutzt hat. Falls Sie sich übrigens gerade fragen, was eine Urinella ist - nur so viel: Es ist kein Gerät, das Löffel verbiegen kann. Das ist Uri Geller.
Nach Alessias Aldi-Anekdote leckt Jörg Dahlmann Blut und befragt weitere Dschungelkönig-Anwärter nach beruflichen Träumen. Der von Schauspieler Timur Ülker beispielsweise lautet: „Warum nicht Hollywood?“ Eben. Warum nicht? Lufthansa etwa fliegt die Strecke Frankfurt-Los Angeles schon ab 400 Euro. Betty-Ford-Testimonial Edith Stehfest hingegen platziert lieber eine Dramageschichte zu ihrer Drogenvergangenheit. Wenn ich es halbwegs richtig verstanden habe, wurde sie mit 15 Jahren Fentanyl-abhängig, weil ihre damalige Freundin eine Gucci-Handtasche hatte. Zum Glück merkte sie dann ein paar Jahre später, dass „nüchtern zu sein gar nicht schlimm ist“ und man „dann sogar als Sängerin arbeiten kann“. Gut, wenn man die Biografie von Lady GaGa kennt, scheint relativ gesichert, dass man auch mit Drogen als Sängerin arbeiten kann, aber andere Geschichte. Und falls sich jetzt jemand fragt: „Hä? Sängerin? Wo singt Edith denn?“ lautet die Antwort: Hauptsächlich im Niveau.
Mit ihrem Drogen-Bekenntnis offenbart Edith Stehfest gleichzeitig auch ein Gewichtsphänomen: „Ich wog damals 90 Kilo! Normal sind bei mir 60!“ Die entsetzte Alessia Herren resümiert perplex: „Das sind ja fast 50 Kilo!“ Man beginnt zu ahnen, welche Dokumente bei ihrer Aldi-Bewerbung gefehlt haben könnten. Was hingegen nicht fehlt, ist die stringente Absicht der Dschungelcamp-Zuschauer, Sam Dylan für seine intrigengeschwängerte „Sommerhaus der Stars“-Performance amtlich leiden zu lassen. Nach seinen drei komplett missglückten und sternlosen Dschungelprüfungen, schicken ihn die Zuschauer auch morgen wieder zu Jan Chopin und Sonja Zietlow in die Ekelprüfungsarena. Wie er sich da schlägt, das verrate ich genau hier. Bis morgen!