FAZ+Forschung zu Gehorsam :
Wie Täter bei Völkermorden ihre Gräueltaten begründen

Lesezeit: 5 Min.
Die Schuhe am Donauufer sind ein Mahnmal in Budapest, das an die Pogrome gegen Juden in Ungarn während des Zweiten Weltkriegs erinnert.
Die Hirnforscherin Emilie Caspar hat Täter eines Völkermords untersucht. Sie weiß, was im Kopf passiert, wenn Menschen die Moral vergessen – und wie Helden ticken.
Merken
Zur App
Frau Caspar, was können wir von Menschen lernen, die an einem Völkermord beteiligt waren?

Eine Menge. Man denkt vielleicht, das sind Monster, und will nichts mit ihnen zu tun haben. Aber wenn wir verstehen wollen, warum sich Menschen in Scharen an Gräueltaten beteiligen, müssen wir mit ihnen reden.

Gibt es ein gemeinsames Element, das diese Menschen verbindet?

Ja, und das hat mich überrascht. Wir wissen, dass ranghohe Nazioffiziere bei den Nürnberger Prozessen behaupteten, sie hätten nur Befehle befolgt. Das könnten Ausreden gewesen sein, aber Täter der Völkermorde in Ruanda und Kambodscha nutzten die gleiche Rechtfertigung: Gehorsam. Es sind verschiedene Kulturen und Kontinente, unterschiedliche Ereignisse, aber eine Begründung. Ich denke, das ist kein Zufall.

Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen
12,80 € jetzt nur 0,99 €

Jetzt Zugang 12,80 € für nur 0,99 € abonnieren?

  • Mit einem Klick online kündbar
  翻译: