Luhmann und die Historiker : Das System steht noch immer für Unterbrechung
In einem Interview mit dem Religionssoziologen Detlef Pollack gab Niklas Luhmann 1991 freimütig Auskunft zu seiner soziologischen Poetologie: „Ich denke primär historisch“, stellte er da unumwunden fest, „das heißt, ich muss immer zugeben können, dass in älteren Gesellschaften bestimmte Aussagen nicht gelten.“ Das Bekenntnis des Systemtheoretikers zur Historizität seiner Beobachtungen stand als Motto über einer Abschiedstagung, die an der Berliner Humboldt-Universität zu Ehren des in den Ruhestand scheidenden Althistorikers Aloys Winterling veranstaltet wurde. Wie kein Zweiter in seinem Fach hat dieser immer wieder versucht, Anregungen aus der Systemtheorie aufzunehmen und seine Kollegen vom Wert einer Beschäftigung mit ihr zu überzeugen. Schon 2012 veranstaltete er auf dem Mainzer Historikertag eine Sektion unter der Überschrift „Funktionale Differenzierung in der römischen Antike“. Zehn Jahre später lautet der Titel noch umfassender: „Systemtheorie & Antike Gesellschaft“.
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