FAZ+KI und Medizin :
Soll ich zum Arzt oder zu ChatGPT?

Lesezeit: 8 Min.
Medizinischer Rat ohne langes Sitzen im Wartezimmer: Viele Patienten fragen lieber den Chatbot statt eines Arztes. Und Mediziner suchen ebenfalls Hilfe bei der KI.
Patienten fragen Chatbots längst nach Diagnosen – Mediziner auch. Doch während die KI manche Befunde perfekt bewertet, spuckt sie in anderen Fällen gefährliche Irrtümer aus. Ist das eine Gefahr oder der Fortschritt?

Welches Erlebnis Titus Brinker genau zu dem Schluss brachte, dass es in der Medizin so nicht weitergeht, lässt sich nicht rekonstruieren. Vielleicht waren es zu viele. Da sind die Tumorboards, in denen er als Dermatologe saß – und in denen Ärzte die Behandlung von Krebspatienten besprechen. Konferenzen, in denen es um Leben und Tod geht, unter Zeitdruck. „Ich kann dann nicht noch eine Stunde zusätzlich recherchieren, was optimal für die Versorgung meines Patienten wäre“, sagt Brinker. Er erinnert sich auch an seine Zeit am Lehrkrankenhaus der Harvard Medical School, wo diese zusätzliche Recherche zwar möglich war – sich aber nur wenige Patienten eine solche Behandlung leisten können. Brinker kennt auch die Berichte von Kollegen, deren Patienten das Zimmer verlassen mussten, obwohl noch nicht all ihre Fragen beantwortet waren – und die Monate auf diesen einen Arzttermin gewartet hatten. „Das macht traurig, und man will dann strukturell die Probleme angehen“, sagt Brinker.

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Piotr Heller
Piotr HellerRedakteur im Ressort „Wissenschaft“.

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