Neue Studie : Ist Alzheimer übertragbar?

Morbus Alzheimer könnte unter speziellen Bedingungen übertragbar sein. Dies berichten Wissenschaftler in einer aktuellen Studie. Grund zur Sorge besteht nicht.
Diese Meldung sorgt für Aufruhr: Alzheimer-Demenz wurde anscheinend übertragen. Fünf Erwachsene sind erkrankt. Sie hatten als Kind eine sehr spezielle Therapie mit Wachstumshormonen erhalten, die offenbar kontaminiert waren. Die der Nachricht zugrunde liegende Studie ist ein solider und wichtiger wissenschaftlicher Beitrag. Grund zur Besorgnis liefert er für die allermeisten Menschen dennoch nicht.
Bis 1985 wurden in Großbritannien mindestens 1850 Patienten so therapiert. Dann wurde bekannt, dass das Hirngewebe kontaminiert sein kann, nämlich mit sogenannten Prionen, welche die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verursachen können. Dies ist eine sehr seltene neurologische Erkrankung, die mit Gedächtnisverlust beginnen kann und tödlich verläuft. Heute werden die Hormonpräparate im Labor hergestellt.
Nun stellt sich heraus, dass damals über die Wachstumshormone auch fehlerhafte Proteine übertragen wurden, die unter dem Sammelnamen Beta-Amyloid bekannt sind. Bei Alzheimer-Patienten lagern sich diese als Plaques im Gehirn außerhalb der Nervenzellen ab und gelten als mögliche Ursache dieser Form der Demenz.
Die fünf Erwachsenen, über welche die aktuelle Studie berichtet, erkrankten relativ jung, im Alter zwischen 38 und 55 Jahren, an einer Demenzform, die an Alzheimer erinnert. Die Forscher analysierten daraufhin die Proben der Spender-Hirngewebe von einst und fanden das für Alzheimer typische Beta-Amyloid.
Alzheimer-Demenz tritt im Großteil der Fälle sporadisch auf. Die Ursachen sind also nicht geklärt. Die meisten Patienten erkranken erst im hohen Alter, wobei auch Formen mit genetischer Komponente bekannt sind. Die Bildung von Beta-Amyloid-Ablagerungen ist überdies Teil des normalen Alterungsprozesses.
Michael Beekes, Leiter der Forschungsgruppe Prionen und Prionoide am Robert-Koch-Institut, sagt zu der Studie: „Die beschriebenen Demenzerkrankungen erfüllen diagnostische Kriterien, wie sie in unterschiedlichen etablierten Empfehlungen zur Bestimmung möglicher oder wahrscheinlicher Demenzformen vom Alzheimer-Typ herangezogen werden.“ Es handele sich dabei nicht um einen definitiven neuropathologischen Alzheimer-Nachweis.
Und er gibt Entwarnung: „Im Hinblick auf die Studie sind deren wissenschaftliche Bedeutung zur Übertragbarkeit der Krankheit und ihre praktische Bedeutung im Alltag voneinander zu trennen. Es besteht kein Übertragungsrisiko im alltäglichen Umgang und Kontakt mit Alzheimer-Erkrankten.“