Wie erkläre ich’s meinem Kind? : Warum Ramadan für Muslime so wichtig ist

Nichts essen und nichts trinken, von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang, und das 30 Tage lang: Für weltweit rund 2 Milliarden Muslime beginnt am 10. März der Ramadan. Doch es geht nicht allein ums Fasten.
Das Fasten im Ramadan gehört zu den Hauptpflichten eines jeden Muslim. Es ist die dritte von fünf Säulen des islamischen Glaubens, also eine der wichtigsten Grundlagen der Religion, die im Koran, der heiligen Schrift der Muslime, verankert sind. Die weiteren Säulen sind: das öffentliche Glaubensbekenntnis, das Gebet, die soziale Pflichtabgabe zur Unterstützung von Bedürftigen und die Pilgerfahrt nach Mekka, also eine Reise zum heiligen Zentrum dieser Religion.
Im Fastenmonat wird die Bedeutung des Glaubens für die Muslime besonders spürbar – für sie selbst, aber auch für ihre Mitmenschen. Er erinnert an die Zeit, als der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed den Koran offenbarte. Erzengel nennt man die wichtigsten Engel, und ein Prophet ist ein Mensch, der eine Botschaft Gottes verkündet. Laut islamischer Tradition war der Prophet Mohammed der erste Moslem, der im Ramadan fastete. Er dient den Muslimen als Vorbild. So gilt die Fastenzeit als besonders heilige Zeit, die die Verbundenheit der Gläubigen zu Gott symbolisiert.
Das Fasten soll um Gottes Willen geschehen, das heißt, es soll dadurch die Zufriedenheit Gottes erlangt werden. Dafür sollen Muslime von Beginn der Morgendämmerung an bis zum Sonnenuntergang kein Essen und Trinken zu sich nehmen. Es darf auch nicht geraucht oder Alkohol konsumiert werden, und Gläubige sollen auch keinen Sex haben. Der Fastende soll so Verständnis für arme und hungernde Menschen entwickeln. Die Gemeinschaft und die Solidarität mit den Schwachen und Armen ist in diesem Monat besonders wichtig.

Fasten bedeutet aber auch, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und auf das Überflüssige zu verzichten. Für viele Muslime ist der Ramadan deshalb eine bewusste Auszeit für Körper und Geist, in der sie Ruhe finden und sich intensiv mit ihrem Glauben auseinandersetzen. Sie denken viel über Gott und sich selbst nach, beten viel und lesen den Koran. Ramadan ist auch eine Zeit des Zusammenkommens und eine Zeit der Versöhnung. Der Ramadan, so sagt man, ist der Monat der guten Taten. Das bedeutet, dass man sich noch mehr als sonst von Sünden fernhalten soll. Sprich: nichts Schlechtes reden, hören oder tun. So steht es auch im Koran: „Für Gott hat es keine Bedeutung, dass jemand, der das Lügen und den Betrug nicht unterlässt, sich des Essens und Trinkens enthält.“ Das eigentliche Ziel des Fastens ist, so kann man zusammenfassen, Gottes Anerkennung zu erlangen.
Es gibt Ausnahmen von der Fastenpflicht
Begonnen wird das Fasten täglich zur Morgendämmerung. Im Ramadan stehen gläubige Muslime vor Sonnenaufgang auf, um zu beten und um zu essen und zu trinken. Während des Tages nehmen sie nichts zu sich. Erst nach Sonnenuntergang beginnt das Fastenbrechen, das mit einem Ramadan-Gebet abgeschlossen wird. Traditionell werden Datteln oder Oliven und klares Wasser als erste Speise zum Fastenbrechen, „Iftar“ genannt, gereicht. Auch Moscheen laden zum gemeinsamen Iftar-Essen ein.
Zur Teilnahme am Ramadan sind nur gesunde Muslime verpflichtet. Kranke oder altersschwache Menschen, aber auch Kinder die noch nicht geschlechtsreif sind, menstruierende, schwangere oder stillende Frauen sind von der Fastenpflicht ausgenommen. Das Fasten kann entweder zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden oder es wird eine Ersatzleistung erbracht, beispielsweise eine Spende an Bedürftige. Auch wer körperlich anstrengende Arbeit verrichten muss, braucht nicht zu fasten.
Zum Abschluss ein mehrtägiges Fest
Ramadan fällt jedes Jahr in eine andere Zeit, da sich der Islam nach dem Mondkalender und nicht nach der Sonne richtet wie der Gregorianische Kalender, der weltweit meistgebrauchte Kalender. So verschiebt sich der Fastenmonat jedes Jahr um zehn oder elf Tage nach vorn. Ramadan kann so auf jeden Monat fallen. Als neunter Monat des Mondkalenders beginnt der Fastenmonat Ramadan mit dem Neumond. Deswegen wird der Beginn der Fastenzeit auch als „Geburt des neuen Mondes“ bezeichnet.
Der Ramadan dauert normalerweise 30 Tage. In diesem Jahr beginnt er am Sonntag, den 10. März und geht bis Dienstag, den 9. April. Am 10. April beginnt dann das große Ramadanfest, das je nach Region zwei bis drei Tage dauert. Im Türkischen wird es auch Zuckerfest, „Şeker Bayramı“ genannt, weil Kinder zu diesem Anlass Süßigkeiten geschenkt bekommen.
Ein besonderer Gruß zur Fastenzeit
Neben dem Opferfest, das in diesem Jahr am Abend des 16. Juni beginnt, ist das Zuckerfest das zweitwichtigste Fest im Islam. Es belohnt vor allem die Selbstbeherrschung der Fastenden. Muslime danken ihrem Gott Allah dafür, dass sie die Kraft und Ausdauer bekommen haben, diese heilige Pflicht zu erfüllen. Der erste Feiertag des Zuckerfestes beginnt üblicherweise mit einem gemeinsamen Gebet in der Moschee. Dafür sollen Muslime ihre schönsten und besten Kleider tragen. Im Anschluss werden Verwandte und Freunde besucht. In vielen Bundesländern haben muslimische Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit, sich für den ersten Tag des Festes freistellen zu lassen.
Ganz wichtig: Wer muslimische Mitschüler hat, die im Ramadan fasten, sollte anerkennen, dass sie es freiwillig und gerne tun. Sie müssen niemandem leidtun, und man muss in ihrer Anwesenheit auch nicht auf Essen und Trinken verzichten, denn für Fastende gehört es dazu, in solchen Situationen stark zu bleiben. Um ihnen Respekt zu zeigen, kann man sie während der Fastenzeit mit „Ramadan Mubarak“ oder „Ramadan Kareem“ grüßen. Zu den Festtagen wünscht man sich gegenseitig „Alles Gute zum Bayram“.
Eine illustrierte Auswahl von Beiträgen unserer Kolumne „Wie erkläre ich’s meinem Kind?“ ist bei Reclam erschienen.
Zur Verlagsseite