Work-Life-Balance oder ganz normaler Alltag?

Work-Life-Balance oder ganz normaler Alltag?

Heute schreibe ich zur Abwechslung mal einen einen halb geschäftlichen und halb privaten Artikel.

Hintergrund: Meine Frau war in den vergangenen 5 Wochen in einer Reha und ich habe Beruf und Familienleben mit unserem Sohn und kleinem Welpen allein bewältigt. Dazu möchte ich ein paar Gedanken mit euch teilen.

 

Kurz zusammengefasst: Es hat sehr gut funktioniert und für mich gab es ein paar wesentliche Erfolgsfaktoren:

  1. Offene und transparente Kommunikation: Ich habe sehr früh alle Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich eng zusammenarbeite, informiert.
  2. Klare Rahmenbedingungen: Teil der Kommunikation waren Leitplanken, z.B. der Beginn und das Ende meiner Arbeitszeit und die eingeschränkte vor Ort Präsenz.
  3. Gute Struktur: Geschäftliche Struktur ist noch einfach – da gibt es im Outlook Termine, ToDo Listen und Kanban Boards und man wird mehr oder weniger an alles automatisch erinnert. Zu Hause habe ich einen analogen Weg gewählt, der am Kühlschrank hing und aktuell gehalten wurde (siehe Bild unten).
  4. Vorausschauende Planung: Ich habe versucht, immer eine Woche im Voraus einen Masterplan zu haben: Wann wird eingekauft, was wird gekocht, wo ist ggf. etwas zu organisieren wie z.B. einen Kuchen für ein Fest zu backen oder unseren Sohn zu einem Geburtstag zu bringen.
  5. Nicht aus der Ruhe bringen lassen: Hat immer alles perfekt funktioniert? Nein! Aber das ist doch irgendwie auch normal und ich habe es in den letzten Wochen viel besser als sonst hinbekommen, weil ich keinen zu hohen „Perfektionsanspruch“ hatte.


 

Was würde ich beim nächsten Mal noch besser machen?

  • Eigentlich nur eines: Mehr sportlicher Ausgleich, dass ist definitiv zu kurz gekommen und für mich wichtig, um den Akku aufzuladen und die Resilienz zu stärken. 🚀

 

Was hat mich gefreut und gewundert?

  • Gefreut haben mich die vielen positiven Rückmeldungen zu meiner offenen Kommunikation und dass ich meine Prioritäten während dieser Zeit verschiebe. Ebenso die ehrlich gemeinten Unterstützungsangebote und die erfahrene Unterstützung.
  • Gewundert hat mich tatsächlich, wie stark verbreitet doch noch Klischees und Schubladendenken sind! Fragen wie: „wer wäscht eure Wäsche“ oder „wie machst du das mit Kochen?“ oder „hast du eine Haushaltshilfe für diese Zeit?“ haben mich schon irritiert weil ich dachte, das hätten wir in meiner Generation überwunden und es ist ein Stück Normalität, das Männer solche Dinge können und übernehmen. (PS: Antwort auf die Fragen: Ich hab alles selbst und ganz alleine gemacht, kein Kleidungsstück ist verfärbt oder eingegangen, alle Familienmitglieder haben ihr Gewicht gehalten und sogar die Fenster wurden letztes Wochenende noch geputzt 😉)

 

Was hat mich am meisten gestresst?

  • Lernen für die Grammatikarbeit in Deutsch. Das war in der Schule schon nicht mein Lieblingsthema und auch jetzt konnte ich mich damit überhaupt nicht anfreunden. 🤷♂️

 

Was habe ich gelernt:

  • Dankbarkeit, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem ich für eine begrenzte Zeit fast ausschließlich von zu Hause gearbeitet habe. 🙏
  • Jeder muss Beruf und Familie miteinander verbinden, die letzten Wochen haben mich aber intensiv gelehrt, wie herausfordernd es ist, wenn man privat viel stärker eingebunden und gefordert ist. Und das lässt meinen Respekt und meine Anerkennung, vor allem gegenüber in Teilzeit arbeitenden Kolleginnen und Kollegen und auch Alleinerziehenden, nochmal signifikant steigen. Ich ziehe meinen Hut vor euch! 👏
  • Das auch kleine Auszeiten, und sei es bei einem Spaziergang mit unserer Hündin, wertvoll und wichtig sind und man das einfach mal genießen muss. 🥰

 

Worauf freue ich mich jetzt besonders:

  • Zu Hause natürlich auf das Familienleben und die Zeit die man jetzt wieder gemeinsam verbringen kann.
  • Und im Beruf auf die persönlichen Treffen, Gespräche und Meetings mit Kolleginnen und Kollegen sowie Kunden vor Ort.

 

Danke an dieser Stelle an alle Kolleginnen und Kollegen für euer Verständnis und eurer Unterstützung. Ohne euch hätte das nicht so gut funktioniert! 🫶

 

Teilt gerne eure Gedanken und Erfahrungen in den Kommentaren. Ich bin gespannt.

Bernd Schwenger

Customer Centric Cloud Specialist @T-Systems for the Automotive Industry Empowering Automotive Excellence

1 Monat

Steffen Bernhardt schön zu lesen und erinnert mich an die ein oder andere Herausforderung in den letzten Jahren. Muss man selbst erlebt haben um es zu fühlen. Ich hatte damals großes Glück tolle Familie und Freunde um mich zu haben, und einen Arbeitgeber und Kollegen die mich wunderbar unterstützt haben. Man lernt daraus auch die Dinge nicht als selbstverständlich anzusehen und entwickelt neue Perspektiven. Danke für das Teilen!!

Natalie Eichhorn

Female Leader bei T-Systems International GmbH | Co-Founder "IT-Karriere mit Kind"

1 Monat

Danke für diesen Einblick Steffen Bernhardt! Ich finde es super, dass du deine Erfahrungen teilst (positiv und negativ) und somit vor allem Männern Mut machst und gleichzeitig zeigst wie herausfordernd es sein kann, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Denn ich denke, dass das leider auch in der heutigen Zeit noch nicht jedem bewusst ist. Mit Berichten wie Deinem wird das hoffentlich zur Normalität. Ich kann nur bestätigen, dass unser Arbeitgeber einen großen Teil dazu beiträgt, dass wir Familie und Beruf (vor allem in solchen Ausnahme Situationen) sehr gut vereinbaren können 👍🏼 PS. Die Idee mit dem Essensplan hilft ungemein, dass man nicht jeden Abend Nudeln mit Tomatensoße 🍝 auf den Tisch stellt 😉

Barbara Mund

Chapter Lead | Agile Coach | T-Systems International | Agile Leadership | New Work | We won't stop!

1 Monat

Ich hoffe, ihr hattet trotz der Doppelbelastung noch ausreichend Möglichkeit, die Papa/Sohn-Zeit zu einer wertvollen Erinnerung werden zu lassen. Als 3-fache Mutter die immer gearbeitet hat, weiß ich, dass man lernt, sich zu organisieren. Und ja, nach 3x französische Revolution pauken, habe ich die echt drauf... Und ich kann sagen, du warst auch in dieser Zeit da, wenn es nötig war. Gut gemacht! Darüber hinaus kann es uns allen nicht schaden, uns auf familienfreundliche Zeiten zu fokussieren. Schon seit Jahren habe ich mit meinem Team die Vereinbarung getroffen, Meetings und Telefonate auf bestimmte Zeiten zu begrenzen, damit die restliche Zeit effektiver genutzt werden kann. Reale Notfälle ausgenommen. Funktioniert super und hat auch viel mit Wertschätzung zu tun.

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen