„Homeland“-Leitmotiv :
Das holländische Gemälde

Von Julia Voss
Lesezeit: 2 Min.
Was steckt in diesem Bild? Josef Israels’ „Mending the Nets“
Am Sonntagabend läuft die amerikanische Erfolgsserie „Homeland“ in Sat.1 an. Jeder belauert hier jeden. Um den Rätselspaß der ersten Folgen zu steigern, stellen wir vier Leitmotive vor, auf die sie achten sollten.
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Kunst kommt in der Serie „Homeland“ eigentlich nicht vor, im Gegensatz zur Musik: Carrie hört Jazz, ein Musiker wird versehentlich verhaftet und natürlich läuft bei einigen Szenen Musik im Hintergrund. Aber Kunst? Museen sind im Agenten-Genre beliebte Treffpunkte, zuletzt ging Daniel Craig alias James Bond in „Skyfall“ in die National Gallery. In „Homeland“ geht in der ersten Staffel niemand ins Museum, niemand malt oder trifft einen Künstler. Eine Ausnahme: Saul Berenson, der CIA-Agent, scheint Kunstkenner zu sein. Warum das wichtig sein könnte? Weil Saul sich nicht für irgendwelche Kunst interessiert, sondern ausgerechnet für ein Ölgemälde des niederländischen Künstlers Jozef Israels.

Es trägt den Titel „Mending the Nets“, es zählt zu Israels Spätwerk, in dem er sich kleinformatigen Innenraumszenen zuwandte. „Sicher ein Original“, sagt Saul in der zweiten Folge der ersten Staffel, er befindet sich in einem Club, in dem er den Richter trifft, der rückwirkend eine Abhöraktion legalisieren soll. Saul weist den Richter nicht nur daraufhin, dass das Bild echt, sondern auch, dass der Künstler jüdisch sei. Der Richter versteht den Hinweis: Der Club hat keine jüdischen Mitglieder, aber das Bild eines jüdischen Künstlers hängt man sich auf, ein Akt der Doppelmoral.

Ein seltenes Lächeln - im Angesicht der Kunst: Mandy Patinkin als Saul Berenson
Ein seltenes Lächeln - im Angesicht der Kunst: Mandy Patinkin als Saul Berenson20th Century Fox International Television

Doppelmoral ist auch das große Thema von „Homeland“, die Frage, wieviel an Werten man verraten darf, um höhere Werte zu verteidigen. Von Werten handelt natürlich auch Israels’ „Mending the Nets“: Das spielende Kind im Stubenwagen weiß nichts und soll auch nichts von den Sorgen der Mutter wissen, die das Netz flickt, mit dem die Fischer auf‘s Meer fahren. Das Meer, der Sturm, die Gefahr, sie bleiben vor der Tür. Und lange glaubt auch die CIA, dass es das ist, was seine Agenten tun: Ein Netz flicken – also Verbindungen knüpfen, Lücken stopfen, Muster erkennen. Die Welt der Erwachsenen und die Welt der Kinder sollen getrennt bleiben. Die einen sorgen für Schutz, die anderen genießen ihn, bis alles anders kommt.

Jozef Israels hatte in den Niederlanden eine Malerbewegung begründet, die realistische und romantische Tendenzen zu versöhnen versuchte. Rembrandt war Israels größtes Vorbild. „alles, was die Malerei vermag, ist hier vereint, Naturwahrheit und Phantasie“, schrieb er 1900 in seinem spanischen Reisebericht. „Mending the Nets“ ist ein Spiel aus Licht und Schatten, aus Sorge und Hoffnung, aus Realismus und Romantik. Saul, der einzige Jude im CIA von „Homeland“ und Israels, der jüdische Maler, sind Geistesverwandte: Sie wissen, wie schnell die heile Welt zerbricht.

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