Académie française :
Als der Braten kalt wurde

Von
Niklas Bender
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Amin Maalouf als neuer ewiger Sekretär der Académie Française mit der französischen Kulturministerin Rima Abdul-Malak.

Amin Maalouf ist neuer Sekretär der Académie française, aber zuletzt musste er sich eines unerwarteten Konkurrenten erwehren.

Sicher ist nur eins: Am vorigen Montag hätte es Braten zum Diner geben sollen. Das aber fiel aus für Jean-Christophe Rufin und Amin Maalouf – beide Schriftsteller, Goncourt-Preisträger (Rufin 2001 für „Rouge Brésil“, Maalouf 1993 für „Der Felsen des Tanios“), Mitglieder der Académie française und Kandidaten auf deren Sekretärsposten. Dieser war mit dem Tod von Hélène Carrère d’Encausse frei geworden.

Dass Maalouf den Braten opfern musste, war klar: Erst wenige Stunden vor dem Diner bei Rufin hatte Maalouf von der Konkurrenz durch seinen Gastgeber erfahren, wusste „Le Monde“. Die Hintergründe sind alles andere als transparent.

Lange war Maalouf der einzige Kandidat im Rennen. Der franko-libanesische Journalist und Schriftsteller, 1949 bei Beirut geboren, steht für ein weltoffenes Werk mit multi­plen Wurzeln. Institutionell gilt er als Mann der Verständigung – nach der eisernen Carrère d’En­causse („die Zarin“) ein willkommener Wechsel für viele „Unsterbliche“, wie sich die Mitglieder der Académie nennen. Auch dürfte in der aktuellen Situation ei­n Vermittler zwischen Orient und Okzident an der Spitze kein Nachteil sein.

Obwohl Rufin mit Maalouf die Weltläufigkeit und das Interesse für historische Romane teilt, hat der 1952 in Bourges geborene Autor ein anderes Profil: Der Arzt, ehemalige Vizepräsident der französischen Ärzte ohne Grenzen, Diplomat und einst Botschafter im Senegal schreibt gefälliger, aus klar französischer Perspektive. Im Auftreten wirkt er karrieristischer, polemischer, er ist auch umstrittener. Im Vorfeld der Wahl soll es eine Kampagne gegen Rufin gegeben haben, orchestriert von Marc Lambron, der Rufin Verbindungen mit Konzernen wie Sanofi und Totalenergies vorwarf.

Zwar soll Rufin schon seit Längerem Ambitionen auf den Sekretärsposten gehegt haben, angesichts der Stimmungslage traute er sich einen Sieg gegen seinen Freund Maalouf aber wohl nicht zu. Noch wenige Tage vor dem ausgefal­lenen Abendessen hatte Rufin öffentlich behauptet, nicht anzutreten, in letzter Minute änderte er seine Meinung.

Bei der Sitzung am Donnerstag wurde der „Monsieur Orient der französischen Literatur“, wie man Maalouf ironisch nennt, mit 24 zu acht Stimmen gewählt. Auch das sonstige Ergebnis der gescheiterten Kandidatur ist mager für Rufin: eine zerbrochene Freundschaft und ein kalter Braten.

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