Umbenennung einer Schule : Wie das Otfried-Preußler-Gymnasium seinen Namen verliert
Das unwürdige Ringen um das Pullacher Otfried-Preußler-Gymnasium, das seit Jahren seinen Namen abzulegen versucht, hat ein Ende. Zwar hat das bayerische Kultusministerium den Umbenennungsantrag zurückgewiesen, der Schule allerdings die Möglichkeit der Wiedervorlage ihres Ersuchens eingeräumt. Die Testamentsvollstreckerin des 2013 verstorbenen Schriftstellers, seine Tochter Susanne Preußler-Bitsch, hat daraufhin die Einwilligung zur Namensnutzung widerrufen.
Die Schulleitung begründete ihren Wunsch damit, dass Otfried Preußler – bekannt durch seine „Räuber Hotzenplotz“-Trilogie, „Der kleine Wassermann“, „Die kleine Hexe“ und den Jugendroman „Krabat“ – sich nicht von einer frühen Veröffentlichung distanziert habe. Diese Veröffentlichung, der im Alter von siebzehn Jahren verfasste Roman „Erntelager Geyer“, wurde im Zweiten Weltkrieg publiziert und vertritt Werte des NS-Staates.
Der Schulleiter des Gymnasiums hatte zur Begründung Ende Januar des vergangenen Jahres zudem mitgeteilt: „Problematisch für die Lernenden erscheinen auch die in einigen Werken dargestellten fragwürdigen Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei.“
Um weiteren Schaden abzuwenden
Nach Angaben der Testamentsvollstreckerin hat das bayerische Kultusministerium nun festgestellt, dass die von der Schule angeführten Begründungen für eine Namensänderung zum Teil auf falschen Tatsachenbehauptungen und auf einer subjektiven „Ausdeutung“ der Biographie des jungen Otfried Preußler beruhten.
Die Schule hatte mit ihrer Kampagne zur Umbenennung im Vorjahr ein großes mediales Echo erreicht zu einer Zeit, als des Schriftstellers zu seinem hundertsten Geburtstag am 20. Oktober 2023 gedacht wurde. Susanne Preußler-Bitsch sagt, sie wolle mit ihrem Widerruf der Namensnutzung verhindern, dass „die aggressiv geführte Öffentlichkeitskampagne, die die Verantwortlichen zu Beginn ihrer Aktion überregional initiiert haben, eine Neuauflage erfährt“.
In den Werken Preußlers findet sich der Kampf gegen Autoritäten an vielen Stellen. In „Krabat“ zeigt sich der Lehrling eines Zaubermeisters zunächst von dessen schwarzer Kunst beeindruckt, wendet sich aber schließlich gegen ihn. Preußler selbst hatte den Bezug zu seinem eigenen Leben 1998 deutlich gemacht: „Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken.“
Susanne Preußler-Bitsch möchte ihren Schritt „nicht allein als Reaktion auf den unwürdigen, rufschädigenden Umgang des Gymnasiums mit dem verstorbenen Otfried Preußler“ verstanden wissen: „Es geht auch darum, künftig weiteren Schaden von Schule, Autor und Kultusministerium abzuwenden.“