Zum Tod von Aribert Reimann : Nur, wo er singt, ist der Mensch ganz Mensch
Den „MusikautorInnenpreis“ der Gema für sein Lebenswerk konnte er im Februar noch entgegennehmen. Da musste er allerdings aus seiner Wohnung im Berliner Roseneck getragen werden. Die Stufen schaffte er schon lange nicht mehr. Am Dienstag ist Aribert Reimann kurz nach seinem 88. Geburtstag in seiner Heimatstadt gestorben. In „L’invisible“ nach Maeterlinck, uraufgeführt 2017 an der Deutschen Oper Berlin, hatte er sich intensiv mit dem Tod auseinandergesetzt. Ganz ohne autobiographische Bedrängnis damals, sondern weil er sich versenken wollte in die Abgründe der Figuren, in ihre psychologischen Verästelungen in ihr Umgetriebenwerden. Sein „Requiem“ wurde schon 1982 uraufgeführt; es hält sich nicht nur an den lateinischen Text, sondern vor allem an das Buch Hiob. Der Mensch als singend sich äußernde und entäußernde Kreatur war ihm das Maß der Dinge.