Cem Özdemir :
Jäs, wi tschem!

Ein Kommentar von Gerhard Stadelmaier
Lesezeit: 2 Min.
Schwaben ist seit jeher ein Land, dessen Bewohner es in die Welt hinaus zieht. Jetzt wird auch noch der urschwäbischste Türke aller Zeiten, Cem Özdemir, zum Träger der grünen Hoffnungen: „Yes, we Cem!“ titeln schon die türkischen Zeitungen, und Württemberg spricht stolz „von onserem Obamale“.
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In einer Bodega auf Fuerteventura hängt ein Schild mit der Inschrift: „Gottes beste Gabe ist der Schwabe“. Die Eingeborenen mitten im Atlantik haben nicht nur nichts dagegen, sie bekreuzigen sich auch zu diesem schlüssigsten aller Gottesbeweise dreimal und schlürfen ihren Tequilla noch einmal so andächtig. Schließlich wird Schwäbisch in aller Welt verstanden. Jeder Koreaner/Chinese/Japaner kann mit „schbä ds-lee“, jeder Portugiese mit „dou dãobe sao“ sofort etwas anfangen. Deshalb auch ist der Schwabe von Geblüt und Geschmack nie zu Hause, sondern in der Welt d’rhoim, wo er Schilder aufhängt und überhaupt zivilisatorisch tätig ist.

Da er seine Heimat über die Maßen liebt, dies aber, da er wie gesagt wegen Kulturauftrag nie in ihr weilt, nur aus der Ferne tun kann, würde ihn diese dialektische Spannung (Hegel!) schier zerreißen, schüfe ihm der Weltgeist, der naturgemäß auch ein Schwabe ist (Hegel!), nicht kompensatorischen Ersatz: in Form jener Gegenbewegungsschwaben, die nicht aus dem Ländle hinaus-, sondern von fernst her in es hineinwandern, dort Kinder kriegen, die als Rei’gschmeckte das Schwäbische tragen wie einen ewig währenden heiligen Konfirmationsanzug.

In Schwabe für die Welt

Ein neues Buch des zwar eingeborenen, aber naturgemäß (wegen Kulturauftrag) in Hessen leben müssenden journalistischen Schwaben Ulrich Kienzle trägt den schönen Titel: „Wo komsch denn Du alds Arschloch her?“ Es ist für einen Schwaben die Sehnsuchts- und Schicksalsfrage schlechthin. Zwar weiß er, dass, „wenn a Katz en an Fischlada nei’jongt, die kloine Kätzle no lang koine Kieler Sprotta send“, aber exakt diese nicht eingeborene, aber hineingeborene (nei’gjongte) Brut ist dem Schwaben fern der Heimat, in der er, wie gesagt, wegen Kulturauftrag in aller Welt nie weilen kann, ein großer Trost. Man denke nur an den urschwäbischen Sudetenspross Harald Schmidt aus Nürtingen oder an den noch urschwäbischeren Ungarndeutschenspross Joschka Fischer aus Gerabronn.

Und jetzt auch noch der urschwäbischste Türke aller Zeiten, Cem Özdemir, Sohn anatolischer Gastarbeiter aus Urach, Erzieher, Sozialpädagoge, frisch gekürter Parteivorsitzender der Grünen, nicht nur Träger sagenhaft ausrasierter superschwäbischer Schläfen-Koteletten, sondern auch von Hoffnungen: „Yes, we Cem!“ titeln schon die türkischen Zeitungen, und ganz Württemberg spricht stolz „von onserem Obamale“. Dieses wird („Jäs wi tschem!“) mit der Losung „Geschmelzte Maultauschen statt Atomschmelze“ wohl irgendwann ins grünschwarze Bundeskanzleramt einziehen. Aber nicht, bevor es in Kreuzberg („Em Drebbahaus liegt fei dr Schdaub no fengerdick!“) die schwäbische Kehrwoche („Jäs, wi putz!“) gnadenlos durchgedrückt hat. Denn erst wenn alle Türken Schwaben geworden sind, steht der Rettung der Welt nichts mehr im Weg.

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