FAZ+Prozess um Gisèle Pelicot :
Die Banalität des Männlichen

Lesezeit: 4 Min.
Ihr Fall bewegt viele: Gisèle Pelicot wird mit Applaus empfangen.
Seit Wochen erschüttert das monströse Ausmaß im Fall Gisèle Pelicot die französische Gesellschaft. Nun stellt sich das Land grundsätzliche Fragen nach dem Verhältnis der Geschlechter – und nach Konsequenzen für die Gesetzgebung.
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Inmitten des Schreckens über die himmelschreiende Brutalität von Dominique Pelicot, der seine betäubte Ehefrau fremden Männern zur Vergewaltigung überließ, hat in Frankreich eine Art Selbstinspektion begonnen. Über die anhaltende Bewunderung für den Mut des Opfers Gisèle Pelicot hinaus, die kurz vor Prozessbeginn in Avignon gegen fünfzig ihrer Peiniger entschied, die Verhandlung nicht als huis clos, sondern vor aller Augen zu führen, stellen sich hier grundsätzliche Fragen: Wie kann es sein, dass mehr als die Hälfte der fünfzig Angeklagten trotz einschlägiger Videobeweise auf „nicht schuldig“ plädiert? Wie kommen sie (oder wenigstens einige von ihnen) dazu, vom Einverständnis des Mannes zu den Taten auf das der Ehefrau zu schließen? Und was sagt das über das in Frankreich herrschende Verhältnis der Geschlechter?

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