Das Verbrechen der Woche :
Wie fair sind Laptop-Verbote in Cafés?

Von
Louisa Zeisner
Lesezeit:
Vor ein paar Jahren im Cafe St. Oberholz

Immer mehr Cafés verbieten die Arbeit am Laptop mit der Begründung, es werde zu wenig konsumiert. Erscheint erst mal verständlich – ist aber inkonsequent.

Neben dem Zischen der Kaffeemaschine und dem Rattern der Tram hört man im „St. Oberholz“ am Rosenthaler Platz in Berlin vor allem eins: energisches Tippen. Jeder Tisch des Cafés ist besetzt, Apple-Logos leuchten zwischen halb leeren Tassen und Gläsern. Mit ihrem Laptop als Begleiter feilen Start-upper am Pitch, während sich Studierende auf die nächste Klausur vorbereiten. Die Kaffeehauskultur lockt nicht mehr mit erlesenen Kaffeebohnen, sondern mit kostenlosem Highspeed-WLAN und Steckdosen.

Doch damit soll bald Schluss sein, denn die Gäste konsumieren zu wenig. Beschrieb die UNESCO Kaffeehäuser noch als Orte, in denen „Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht“, scheint genau das in Berliner Cafés nun zum Problem zu werden. Der Vorwurf: Die digitalen Nomaden blockieren die Tische und halten sich stundenlang an einem einzigen Heißgetränk fest. Im historischen Eckhaus am Rosenthaler Platz soll daher ab August Laptop-Verbot herrschen – zumindest im Untergeschoss. Inhaber einer „Co-Working-Membership“, erhältlich ab 209 Euro im Monat, können es sich in der oberen Etage weiterhin mit ihren Laptops bequem machen.

Überstrapazierte Gastfreundschaft

Dabei hatte Co-Working im „St. Oberholz“ doch beinahe Tradition. In den Zwanzigerjahren trafen sich Intellektuelle und Kreative wie Alfred Döblin und George Grosz im Schankhaus der Gebrüder Aschinger. Mittlerweile versammelt sich an den hohen Fenstern die „digitale Bohème“. So bezeichnen Holm Friebe und Sascha Lobo die Kreativen hinter den Bildschirmen in ihrem Buch „Wir nennen es Arbeit“. Andere wählen dafür den weniger schmeichelhaften Ausdruck „urbane Penner“.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
F.A.S. jetzt lesen

Wie man sie auch nennen mag: Die schwer beschäftigten Kaffeeabstinenzler scheinen die Gastfreundschaft der Berliner Cafébesitzer überstrapaziert zu haben. „No Laptop“-Schilder gehören inzwischen fast schon zum Inventar, liegen ebenso selbstverständlich auf den Tischen wie die Tageskarte. Hinweise wie „Wir sind kein Co-Working Space“ sollen Gäste daran erinnern, die Getränkebestellung nicht als stundenlange Aufenthaltsgenehmigung misszuverstehen. Wer die Nutzung von Laptops nicht gänzlich verbietet, scheint diese zumindest einzuschränken, duldet sie nur unter der Woche oder an einzelnen Plätzen.

Der Laptop als Endgegner. Gegen stundenlanges Zeitunglesen oder kontemplatives Nichtstun haben Berliner Szenecafés ja nichts einzuwenden. Wer Cafés weiterhin als Ersatzbüro nutzen will, braucht in Zukunft wohl ein analoges Argument.

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