Stichwahl in der Ukraine : Kommt jetzt Waldo, der Bär?

Demokratie als Trugbild: Wenn am Ostersonntag in der Ukraine die Stichwahl stattfindet, geht mit Wolodymyr Selenskyj ein Fernsehclown ins Rennen um das höchste Amt im Staat. Wie absurd ist diese Situation?
Sagt ein Brite: „Der Brexit ist der krasseste Streich der letzten zehn Jahre.“ Darauf sagt ein Ukrainer: „Aber jetzt kommen wir.“ Der bittere Witz ging gleich nach der ersten Präsidentenwahl durch die sozialen Medien der Ukraine. Da war bereits klar, dass die Wahlprognosen ein realistisches Bild geliefert hatten und tatsächlich der Komiker Wolodymyr Selenskyj und der amtierende Präsident Petro Poroschenko in die Stichwahl einziehen würden. Die Figur von Selenskyj erinnert an Waldo, den fluchenden blauen Bären aus der britischen Serie „Black Mirror“, der zum Wahlkandidaten wird und von der Bevölkerung große Unterstützung erhält. Die Ukrainer brauchten ein paar Tage, um ihr eigenes Wahlergebnis zu verdauen, alle waren schockiert, nicht einmal in Selenskyjs Lager kam Jubel auf. Auch dort war man überrascht, dass dreißig Prozent der Wähler, also fast achtzehn Prozent aller Wahlberechtigten, Selenskyj ihre Stimme gegeben hatten, zwei Millionen mehr als Poroschenko.