Kunstfreiheit in Ägypten : Lieber nicht die Lippen bewegen

Angeblich ist in Ägypten künstlerische Schaffensfreiheit garantiert. Doch wie stark Staatsrhetorik und Realität auseinanderklaffen, zeigt der Umgang mit den freizügigen Mahraganat-Sängern.
Das vom ägyptischen Präsidenten und früheren Generalstabschef Abd al-Fattah al-Sisi autoritär geführte Regime steht schon seit einigen Jahren massiv in der Kritik. Mit geschätzten sechzigtausend politischen Gefangenen dürfte es zu den repressivsten Regierungen gerechnet werden, die das Land am Nil je hatte. Kritisiert wird die Menschenrechtslage in Ägypten besonders auch von Washington, das seit Jahrzehnten Kairo vor allem im Militärbereich unterstützt. Auf die immer lauter werdenden amerikanischen Einwände hat das Sisi-Regime nun reagiert und vor zwei Wochen eine für das Land, zumindest vom propagierten Anspruch her, präzedenzlose Menschenrechtskampagne gestartet.