Chunqing Huang in Wiesbaden : Farblandschaften als Gesicht
Künstlerisch verfremdete Künstler: Mit ihren „Malerbildnissen“, die im Kunsthaus und im Museum Wiesbaden zu sehen sind, verwandelt die Chinesin Chunqing Huang sich die Individualstile westlicher Kollegen an.
Das Wiesbadener Kunsthaus zeigt derzeit eine Gemäldeserie der in Frankfurt lebenden chinesischen Künstlerin Chunqing Huang mit Namen „Painter’s Portrait“. Es sind abstrakte, durch energischen Pinselstrich bewegte Kompositionen, die durch ihre Farbwahl, Faktur und Linienführung westliche Künstlerfiguren in Gestalt ihrer malerischen Signatur beschwören. Wer die Kunsthalle betritt, kann einige von ihnen schon von Weitem identifizieren. So erschließen sich die schwarz umrandeten Formen in unvermischtem Orange, Gelb und Blau sofort als Hommage an Marianne von Werefkin, die in glühenden Lilatönen auf Braun schraffierten Rechteckbänder sind unverkennbar von Marc Rothko inspiriert, und die schlierigen Vertikalstreifen, aus denen hautfarben kaulquappenartige Gestalten hervortreten, erscheinen wie ein Konzentrat des malerischen Denkens von Edvard Munch. Doch bei den meisten der Bilder, die während der letzten fünf Jahre entstanden sind, ist der „Porträtierte“ nicht wirklich auszumachen, beim gelbgrünen Linienknäuel gemahnen allenfalls graphisch strukturierte Konturen an den gemeinten Max Ernst, und das pastos grüne Dickicht zieht eine äußerst entfernte Summe der Dschungelwelten eines Henri Rousseau.