Live-Auktion in Köln : Aus der Sammlung Ingvild Goetz
Zum ersten Mal hält Sotheby's in Köln eine Präsenzauktion mit moderner und zeitgenössischer Kunst ab. Sechs Werke aus dem Besitz der renommierten Sammlerin Ingvild Goetz dürften im März für besonderes Interesse sorgen.
Zum zweiten Mal live: Nachdem Sotheby’s in seiner jungen Kölner Dependance vergangenes Jahr mit einer erfolgreichen Versteigerung aus dem Nachlass des Couturiers Karl Lagerfeld sein Präsenzauktionsdebüt vor Ort gegeben hat, kann das Haus sich nun mit dem Namen einer der renommiertes deutschen Kunstsammlerinnen schmücken. Aus der Ingvild Goetz Collection in München stammen 49 Werke, die Sotheby’s, auf vier Auktionen verteilt – zwei vor Saalpublikum, zwei online – in Köln und London zum Verkauf bringt; die erste Tranche bei der ersten Live-Auktion moderner und zeitgenössischer Kunst des Unternehmens im Kölner Palais Oppenheim.
Mit dem Erlös aus dem Verkauf von Werken aus ihrem Besitz möchte Ingvild Goetz karitative Zwecke unterstützen, insbesondere ein von ihr initiiertes Projekt gegen Altersarmut. Als einstiges Flüchtlingskind wisse sie, was Armut bedeute, lässt die 1941 geborene Sammlerin sich von dem Auktionshaus zitieren. Sie wolle „mobil eingeschränkten, einsam und seelisch belasteten Menschen ein Altern in Würde erlauben“ und „Teilhabe am kulturellen Leben ermöglichen“. Mit dem Erbe ihres Vaters, des Versandhandelsgründers Werner Otto, konnte die frühere Galeristin eine Kollektion von rund 5000 Kunstwerken mit Schwerpunkten auf Arte Povera, amerikanischer Kunst des späten 20. Jahrhunderts, Young British Artists und Medienkunst aufbauen, die in ihrem Privatmuseum in München ausgestellt wird. Das Gebäude und Teile der Sammlung vermachte sie 2014 dem Freistaat Bayern.
Unter den sechs Arbeiten aus der Sammlung Goetz, die am 29. März in Köln bei der „Modern & Contemporary Auction Part I“ zum Aufruf kommen, sind zwei Kissenbilder des ZERO-Künstlers Gotthard Graubner. Seine 1999/2000 entstandene, orange leuchtende Arbeit „Camelionid“ ist mit einer Vorabschätzung von 300.000 bis 500.000 Euro das Spitzenlos. Von dem Science-Fiction-Expressionisten André Butzer kommt ein Bildnis „Ohne Titel“ (Taxe 40.000 bis 60.000 Euro), von dem Dänen Tal R eine monumentale Collage (60.000/80.000). Die amerikanische Konzeptkünstlerin Sherrie Levine und die britische Filmemacherin Sarah Morris sind ebenfalls vertreten. Im Netz werden aus der Goetz Collection in Köln vom 24. bis zum 30. März 18 Werke versteigert, unter anderem von Greta Brătescu, Andreas Gursky und Jonathan Meese.
Bei der Live-Auktion moderner und zeitgenössischer Kunst setzt Sotheby’s in Köln wieder auf deutsche Künstler. Aus einer amerikanischen Sammlung kommt Lesser Urys Ölbild „Hydepark“ von 1926 (100.000/150.000); Emil Nolde ist mit einem Landschaftsaquarell dabei (70.000/100.000), Jeanne Mammen zeigt „Zwei Mädchen“ im Berliner Nachtleben der Goldenen Zwanziger. Die Zeitgenossen-Sektion führt „Grün-Blau-Rot 789-33“ von Gerhard Richter an (350.000/450.000). Die Gesamttaxe für rund 30 Lose liegt bei zwei bis drei Millionen Euro.