Auktion George Grosz : Auf eine Molle in die Halbwelt
Die düsteren Seiten der Goldenen Zwanziger: Ein Blatt von George Grosz im Auktionsangebot zeitgenössischer und moderner Kunst bei Lempertz in Köln fängt sie ein.
Drei düstere Gestalten in alerter Pose fixieren den Betrachter – ganz so, als seien sie gerade gestört worden. Der mit Spielkarten, Weinflasche und Bierhumpen vollgestellte Tisch zeugt von einem munteren Abend in zwielichtigem Ambiente. Die vordere Gestalt, ein grobschlächtiger blonder Kerl mit wulstigen Lippen und rot geäderter Trinkernase, ist in der Bewegung eingefangen, als sie sich zum Schlagstock greifend umwendet. Eine der beiden hinteren Personen, ein elegant gekleideter Herr in Dreiteiler, Krawatte und Zylinder, baut sich drohend vor der Dame auf. Sie blickt, grell geschminkt und mit feuerrotem Haar, listig aus dem Bild heraus.
Grosz’ signiertes Aquarell „Ganoven an der Theke“ ist eines der Toplose in Lempertz’ Offerte mit Moderne und Zeitgenossen, die am 1. Juni in Köln auktioniert wird. Das Blatt ist auf 250.000 bis 300.000 Euro taxiert. 1992 wurde es bei Kornfeld in Bern vom heutigen Besitzer erworben. Unter den selten, weil farbprächtigen und großen Blättern von Grosz lässt sich seit Jahrzehnten eine Preissteigerung erkennen. Lempertz versteigerte zuletzt im Dezember 2016 das kleinere, aber ähnlich farbintensive Aquarell „Soirée“ von 1922 für 446.400 Euro mit Aufgeld. Die Erwartungen lagen damals ebenfalls bei 250.000 bis 350.000 Euro.