Neuer Galeristenverbund : Besser gemeinsam

Klingt nachhaltig: In der neuen „International Galleries Alliance“ haben sich 170 Galerien zusammengeschlossen. Sie wollen in Zeiten von Pandemie und Klimawandel die Digitalisierung des Markts in die eigenen Hände nehmen.
Es ist ein Aktionsbündnis, das auf Ideen von Londoner Galeristen zurückgeht und in Zeiten von Pandemie und Klimawandel – sowie dem Brexit – einen gemeinsamen Geist bemüht: die „International Galleries Alliance“ (IGA). Die Homepage der neuen Initiative zeigt freilich, dass diese Allianz erst noch mit Leben gefüllt werden will; von Aktivitäten weiß die Website noch nicht zu berichten. Es sind aber schon 170 Mitglieder beigetreten, darunter zahlreiche aus Deutschland. Irgendwann sollen es 400 sein, denen es, so der gemeinsame Codex, um zeitgenössische Kunst, um lebende Künstlerinnen und Künstler im eigenen Programm zu tun ist, weniger um Handel mit Werken auf dem Sekundärmarkt.
Die Ziele sind einerseits pragmatisch beschrieben. Der Galeristenverbund will eine Online-Verkaufsplattform auf die Beine stellen, um diesen immer wichtigeren Umschlagplatz, in dem es auch um sensible Daten und deren Hoheit geht, nicht allein den Messen zu überlassen. Mit denen mag man nicht alles an Information teilen, was in Präsenz in der Koje bleibt. Für einen eigenen Viewing Room will die IGA im kommenden Jahr eine Infrastruktur bereitstellen, ohne selbst daran zu verdienen oder anderweitige Gewinne und Provisionen einzustreichen.
Koalitionen unter Konkurrenten
Andererseits sind es aber nicht nur handfeste ökonomische Absichten, die das Interesse der Galeristen an der Allianz weckt und sie mitmachen lässt – wofür sie 750 Euro jährlich überweisen. Auf der Agenda steht der regelmäßige und koordinierte Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern über alltägliche und programmatische Aspekte des Kunstmarkts, seine regionalen Besonderheiten, juristische Beratung, technische Fragen von Depot und Transport.
Zweimal im Jahr soll auf Konferenzen diskutiert werden, um bereits bestehende, aber lose Netzwerke mit „Online Summits“, Break-out-Räumen und Chats zu professionalisieren. Zudem möchte die IGA mit den Mitgliedern eine Datenbank relevanter Zielgruppen erstellen. Schließlich setzt sich die Allianz, man höre und staune, auch das Ziel, selbst neue Kunst zu entdecken.
Insgesamt deuten die neuen Koalitionen unter den alten Marktkonkurrenten darauf hin, dass viele Galeristen demnächst nicht einfach wieder in den globalen Wanderzirkus zurückkehren wollen, sondern dass sie die Digitalisierung des Markts mit vereinten Kräften in die Hand nehmen wollen, um sich in internationalen Netzwerken aufzustellen. Klingt nach Vernunft: Könnte sich nachhaltig auswirken und im globalisierten Betrieb Alternativen eröffnen zu den nationalen, eher wirkungslosen Galerienverbänden.