Çiğdem Uzunoğlu : Neue Leiterin für Grimme-Institut gefunden
Das Grimme-Institut in Marl bekommt eine neue Direktorin. Am 1. Januar übernimmt Çiğdem Uzunoğlu den Posten und löst den Interimschef Peter Wenzel ab. Er war im Mai nach dem Abgang von Frauke Gerlach an die Spitze des Instituts gerückt. Çiğdem Uzunoğlu, geboren 1970, ist zertifizierte systemische und Master-Business-Coachin. Bis Mai dieses Jahres wirkte sie als Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Spielekultur.
Von ihr erwarten die Gesellschafter – das Land NRW, das 80 Prozent des drei Millionen Euro schweren Etats trägt, der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV), WDR, ZDF, die Landesmedienanstalt und Medienstiftung NRW sowie die Stadt Marl –, dass sie das Institut aus der Krise führt. Unter der zehn Jahre währenden Ägide von Frauke Gerlach war das Grimme-Institut, das vor allem für den in der Branche als führend erachteten Grimme-Preis bekannt ist, zuerst inhaltlich ausgezehrt worden und dann auch noch in eine finanzielle Schieflage geraten. Vor einem Jahr wurde für 2024 ein Defizit von 430.000 Euro erwartet, das nur vermieden werden konnte, weil das Land NRW Geld zuschoss. Das 1973 auf Anregung des Publizisten Bert Donnepp vom Deutschen Volkshochschul-Verband gegründete Institut, benannt nach dem ersten Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks, Adolf Grimme, hatte zuletzt seinen Fokus verloren. Das unter dem langjährigen Leiter des Grimme-Preises, Ulrich Spies, mit Fleiß und Akribie erworbene Renommee litt zusehends, und das Institut in Marl wurde nicht mehr als Avantgarde der Medienforschung, -bildung und -kritik sowie zentrale Anlaufstelle für das „Best of“ des deutschen Fernsehens und Streamings wahrgenommen, sondern als Randerscheinung. Beim Jubiläum des Instituts zu seinem fünfzigjährigen Bestehen im vergangenen Jahr wurde das offenbar.
Welche Kenntnisse die Grimme-Gesellschafter Çiğdem Uzunoğlu zumessen und was sie von ihr erwarten, drückt sich im Begrüßungswort des NRW-Medienministers Nathanael Liminski (CDU) aus: Sie sei „erfahren und innovativ zugleich“, sie bringe „ein modernes Führungsverständnis sowie umfangreiche Vorkenntnisse im Aufbau- und Veränderungsmanagement mit“. Man brauche das Grimme-Insitut als „Leuchtturm für Qualität medialer Angebote zur Orientierung angesichts von Angebotsinflation, Informationsflut und Desinformation“.