Serie „Landman“ : Die Serie zu Trumps zweiter Amtszeit ist da!
Oh je, Taylor Sheridan. Was ist aus den erzählerischen Fertigkeiten des Serienmachers geworden? „Landman“ heißt seine neue Serie, und sie sieht so aus, als wolle der „Yellowstone“-Macher verleugnen, wofür er bislang stand. Machismo und Herablassung, wie sie die amerikanische Onlinekultur prägen, begegnen uns hier. Ist das etwa die erste Serie für den zweiten Turn von Donald Trump?
Sheridan hat in den vergangenen Jahren preisgekrönte Filme („Wind River“ oder „Hell or High Water“) und Fernsehserien (den Quotenrenner „Yellowstone“ und die Stallone-Kriminalkomödie „Tulsa King“) hervorgebracht, die er meistenteils nicht nur schrieb und inszenierte, sondern auch produzierte – was ihm den Ruf des fleißigsten (und teamunfähigsten) TV-Machers Amerikas eintrug.
In der im texanischen Ölarbeiter-Milieu angesiedelten Geschichte von „Landman“ franst Sheridans vormals scharfer Blick auf das Ethos der einfachen Leute – Cowboys, Pioniere, Arbeiter – zu einer Story aus, deren Bildsprache melancholische Landschaftstotalen bei Sonnenuntergang sowie Wölbungen künstlicher Brüste und halb nackter jugendlicher Hintern dominieren. Frauen sind hier entweder verführerische Nymphen oder auf Entmannung sinnende Furien. Männer erscheinen umso männlicher, je mehr sie sich unnötigen Gefahren aussetzen. Und in ihrer Gier, Breitbeinigkeit und ihrem Dominanzwillen sind sie einfach geil.
Es ist ein schwacher Trost, dass die Hauptrolle Billy Bob Thornton spielt, der mit seinem Temperament und seiner Gravitas ein Ensemble von grob skizzierten Figuren um sich rotieren lässt. Thornton spielt Tommy Norris, der für den schwerreichen Ölmagnaten Monty (Jon Hamm) die Drecksarbeit macht. Soll heißen, er sichert Bohrrechte im westtexanischen Permian Basin und kümmert sich um die, die etwas dagegen haben könnten.
Als gäbe es sie wirklich, Roughnecks und Snowflakes
Ein gefährlicher Job, aber das, so wird uns hier eingebläut, ist dieses Geschäft in jeder Hinsicht. Die Arbeiter auf den Ölfeldern riskieren (und verlieren) ihr Leben aufgrund schlampiger Sicherheitsvorkehrungen – wie Tommys Sohn Cooper (Jacob Lofland) erfährt, der sein Geologiestudium geschmissen hat, um das Ölbohrhandwerk unter den hiesigen Roughnecks zu lernen. Aber immer noch besser als die irrsinnigen Auflagen der Regierungsbehörden, doziert Tommy. Also arrangiert man sich mit maroden Maschinen und mexikanischen Drogendealern – schließlich winkt den Roughnecks ein sechsstelliges Jahresgehalt, wie Tommy erklärt.
Beinahe jeder von Thorntons Texten ist eine Predigt. Sheridan setzt lauter Szenen auf, in denen eine Figur ihre Empfindlichkeiten um die Ohren gehauen bekommt; seine Story ist auf die Konfrontation ehrlicher, hart arbeitender Roughnecks mit überkandidelten „Snowflakes“ angelegt. Ein Geschäftspartner, der sich von Tommys grober Wortwahl „gekränkt“ fühlt, wird mit weiteren Ausfälligkeiten eingedeckt. Als die Anwältin Rebecca (Kayla Wallace), die Tommy gegen eine potentiell ruinöse Klage konkurrierender Ölbarone verteidigen soll, bei ihrem ersten Treffen seine diskriminierenden Bemerkungen beklagt, belehrt er sie schroff. Das Abkanzeln von Leuten, die Windkraft besser finden als fossile Brennstoffe, die Wert auf respektvollen Umgang legen und ihr Ego im Griff haben, ist hier Programm.
Frauen sind in „Landman“ dazu da, begafft zu werden
„Beschäme ich dich?“, fragt Tommys Ex Angela (Ali Larter), die ihre Reize einsetzt, um andere zu erniedrigen. „Nein, du beschämst dich selbst“, gibt Tommy zurück. Aber das ist pure Heuchelei in einer Serie, deren Frauenfiguren dazu da sind, begafft zu werden. Tommys siebzehnjährige Tochter Ainsley (Michelle Randolph) etwa spaziert in Unterwäsche durch eine Männer-WG und hält dauernd ihr halb nacktes Hinterteil in die Kamera. Sheridan verkauft uns das als heiteren Herrenwitz. Tommys Anwalt und Mitbewohner Nathan (Colm Feore) hat hier die Aufgabe, sich immer wieder mit roten Ohren außer Sichtweite zu verziehen.
Das Ganze ist umso befremdlicher, als Sheridan uns interessante Frauenfiguren des jüngeren US-Fernsehens gegeben hat: Beth (Kelly Reilly), die selbstbewusste Tochter von Kevin Costners Rancher in „Yellowstone“; oder die junge Elsa (Isabel May) aus „1883“, deren Träume von Unabhängigkeit und Freiheit auf dem großen Treck westwärts einer harten Prüfung unterzogen werden. Oder die Matriarchin Cara (Helen Mirren), die in „1923“ die Zügel in die Hand nimmt, als ihr Gatte (Harrison Ford) verletzt ausfällt.
Nun also schreibt Sheridan Frauenfiguren, die Folien für Männerphantasien, Political-Correctness-Frust oder verquasten Moralismus sind: In der vierten Episode regt sich Thorntons Tommy über eine junge Frau auf, die ihren Körper teuer verkauft, anstatt „für ein Drittel des Geldes hart zu arbeiten wie die Kellnerinnen hier“. Oh je, Taylor Sheridan.