Feigheit der Verleiher :
Ein Film, der Amazon kritisiert, macht den Kinos Angst

Von Nina Rehfeld, Sedona
Lesezeit: 2 Min.
Gewerkschaften soll es hier nicht geben: ein Arbeiter im Amazon-Lager von Robbinsville, New Jersey, Ende November.
Der Amazon-kritische Film „Union“ findet in den USA keinen Kinoverleih. Die Verleiher wollen es sich nicht mit dem Konzern von Jeff Bezos verscherzen. Jetzt bringen die Filmemacher „Union“ selbst in die Kinos. Und das hat Wirkung.
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Wegducken vor den Mächtigen ist das Gebot der Stunde in den USA, auch in Hollywood: Trotz Preisen und Kritikerlob findet die Amazon-kritische Dokumentation „Union“ der Filmemacher Brett Story und Stephen Maing keinen Verleih, weil man es sich nicht Jeff Bezos’ Konzern verscherzen will, wie mehrere Verleiher offen bekundeten.

In Amazons McJob_kosmos mangelt es nie an Nachschub

Der Film zeigt, wie eine Gruppe von Amazon-Ar­beitern in einer beispiellosen Graswurzelkampagne in New York eine Gewerkschaft gründet – trotz Einschüchterung, Drohungen und Übergriffen seitens des Konzerns. Man muss den Hut ziehen vor diesen couragierten Leuten – darunter ein Rapper, ein ungelenker Außenseiter, ei­ne Obdachlose und eine Uni-Absolventin –, die die Dinge selbst in die Hand nehmen, um ihrer Ausbeutung und der ihrer Kollegen einen Riegel vorzuschieben. Grundlose Entlassungen, kaum zu erfüllende Leistungsalgorithmen, Sicherheitsmängel plagen die Arbeiter; wer aufmuckt, fliegt raus. Denn in Amazons McJob-Universum mangelt es nie an Nachschub.

Verklärt wird hier indes nichts. Der Film zeigt auch, wie sich Erschöpfung, Entmutigung, Zwist unter den Aktivisten breitmachen. Sie tragen schließlich einen Sieg davon, aber er ist von Niederlagen gerahmt.

„Union“ legt den Finger in die Wunde der amerikanischen Ar­beiterschaft, zu deren Retter sich ausgerechnet Donald Trump stilisiert, während seine Milliardärskumpel ihren Einfluss vor allem dazu nutzen, sich über Recht und Gesetz hinwegzusetzen, um die Machtlosen auszubeuten.

Dass hier zu sehen ist, wie diese erfolgreich dagegen aufbegehren, kann dem Konzern nicht gefallen, und weil auch in Hollywood ganze Industriezweige von Amazon abhängen, will man sich wohl die Finger nicht verbrennen. Angesichts der „derzeit schwierigen Lage für politische Dokumentationen“, hieß es von den Machern, habe man beschlossen, das Stück im Selbstverleih herauszubringen.

Das facht ironischerweise die Graswurzelpower des Films nur an. Vorstellungen in der Nähe großer Amazon-Lager werden von ört­li­chen Gewerkschaften gesponsert, Diskussionen schließen sich an. Zuletzt stieß Adam McKay als Pro­duzent dazu. Er sagte dem „Hollywood Reporter“, das von dem Film angesprochene Publikum müsste für Streamer durchaus interessant sein – „denn es wird ja immer größer“.

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