Antarktis : "Magdalena Oldendorff“ erreicht Kapstadt
Nach knapp 200 Tagen im antarktischen Eis ist das deutsche Versorgungsschiff „Magdalena Oldendorff“ am Freitagmorgen in den Hafen von Kapstadt eingelaufen.
Wie der Bordarzt mitteilte, sind die 17 an Bord gebliebenen Seeleute bei guter Gesundheit. „Ich habe nur die üblichen kleinen Erkrankungen behandeln müssen“, sagte der Arzt. „Aber alle an Bord haben Heimweh.“ Die Männer hoffen, rechtzeitig zu Weihnachten wieder zu Hause zu sein. Nach Angaben der Reederei werden der argentinische Arzt sowie die 17 Besatzungsmitglieder aus der Ukraine, Russland, Polen, Ghana, den Malediven und den Philippinen zunächst das Wochenende in Kapstadt verbringen.
„Vor allem der ukrainische Kapitän Iwan Dikiy freut sich schon mächtig darauf, dass er nach fast einem Jahr endlich von Bord kommt“, so Schiffsbetreuer Gerald Hagemann.
Das Schiff, das in relativ gutem Zustand sei, werde gründlich untersucht. Danach soll es voraussichtlich am 6. Januar wieder Richtung Antarktis auslaufen, um die indische Maitri-Station zu versorgen. Knapp 200 Tage war das unter liberianischer Flagge fahrende Schiff im antarktischen Packeis gefangen. Die „Magdalena Oldendorff“ dürfte dort alte Bekannte treffen: die Inder haben ihre Station neben der russischen Nowolasarewskaja-Station aufgebaut. Zahlreiche der aus der Eisfalle geretteten russischen Forscher sind längst wieder dort.
Die 1983 auf einer finnischen Werft gebaute polartaugliche „Oldendorff“ war am 11. Juni in der Antarktis in Schelfeis geraten, aus dem sie sich nicht mehr selbst befreien konnte. Zuvor hatte sie Forschungsstationen im Südpolarmeer mit Proviant und Ausrüstung versorgt und im Auftrag des russischen Arktis- und Antarktis-Forschungsinstituts 79 Forscher von der Plattform Nowolasarewskaja abgeholt.
107 Menschen waren zunächst auf der „Oldendorff“ gefangen. Hilfe kam vom südafrikanischen Versorger „Agulhas“, der die 3.360 Kilometer lange Strecke Kapstadt-Antarktis am schnellsten hinter sich brachte. Mit Helikoptern waren 89 Menschen von Bord geholt worden. Der später eintreffende argentinische Eisbrecher „Almirante Irizar“ konnte die erhoffte Fahrrinne für das festsitzende Schiff nicht frei brechen. Er ließ neben weiterem Proviant auch den argentinischen Arzt zurück. Damit hatte die monatelange Wartezeit für die an Bord Gebliebenen begonnen. Die einzige Zerstreuung boten 500 Videofilme, eine Bibliothek, ein Fitness-Studio und die Kochkünste des Smutje an Bord. „Einen Eiskoller gab es eigentlich nicht, da ja auch immer etwas zu tun war“, sagt Hagemann, der von Kapstadt aus die Rettungsaktion koordiniert hatte.